Archive for Januar 13th, 2010

Seltsam – ich kann mich gar nicht erinnern, Lars von Toerne mit irgendwas bestochen zu haben. 😉

Zu den Schmuckstücken des zwei Dutzend Artikel zählenden Sammelbandes zählen eine Handvoll ausführlicher Analysen aktueller Trends, die gut recherchiert und auch für Nicht-Insider flüssig lesbar sind. Wenngleich sie nicht immer mit guten Nachrichten aufwarten, wie etwa Stefan Pannors hervorragende Analyse des aktuellen US-Comicmarktes, dem nicht nur die Finanz- und Wirtschaftskrise arg zusetzt.

Die vielschichtige Analyse des komplexen Geschehens jenseits des Atlantiks durch den Leipziger Fachjournalisten erörtert zentrale Fragen vom Umbruch des Zeitungsmarktes bis zur wachsenden Bedeutung des Internets als Comicforum und gibt so einen Ausblick auf bedeutende Entwicklungen, von denen die meisten früher oder später auch auf den deutschen Markt durchschlagen dürften.

(Aus einer ausführlichen Rezension des Redakteurs in der Online-Ausgabe des Tagesspiegel.)

In anderen Neuigkeiten … Brigitte Helbling bespricht in einem äußerst lobenden wie lobenswerten Text die Comicreihe Courtney Crumrin, die von mir übersetzt wird und deren vierter Band (zusammen mit einer Nachauflage des vergriffenen dritten Bandes) sich derzeit in der Druck-Pipeline befindet:

Fantasy gewürzt mit einer gesunden Dosis Ironie: So könnte das Erfolgsrezept lauten, mit dem sich Ted Naifehs „Crumrin“-Storys in den USA inzwischen bis zur Pflichtlektüre des Comic-Publikums hochgearbeitet haben; für das kommende Jahr hat die 20thCentury Fox sogar einen „Courtney Crumrin“-Film angekündigt. In deutscher Übersetzung kommen die Comics beim kleinen Eidalon Verlag in Brandenburg heraus; im Januar erscheint nun der vierte Band. „Courtney Crumrin und die Ungeheuer der Alten Welt“ schildert eine ausgedehnte Reise von Courtney mit ihrem Onkel, der in Europa Freunden und Verwandten nachgeht und dabei diversen Werwölfen begegnet sowie einer Handvoll Vampiren, die sich zu Courtneys Überraschung als Blutsverwandte herausstellen.

Mehr dazu hier. Von Brigitte Helbling stammt auch das Nachwort zum vierten Band von Courtney Crumrin. Auch hier war keinerlei Bestechung im Spiel. 🙂

Und sooo lobend, wie es mir das Graphic-Novel-Portal unterstellt („das ganz große Lob“), war meine Rezension zu Kirihito doch gar nicht:

Trotzdem bleibt die Handlung immer ein wenig vorhersehbar, letztlich den Konventionen eines einfachen Abenteuerstoffes verhaftet, wie Tezuka sie vorher produziert hatte. Von der Komplexität der späteren Meisterwerke „Buddha“ und „Adolf“ ist diese Erzählung mit ihrem simplen Schwarz-weiß-Moralschema noch deutlich entfernt.

Sind da die Kollegen nicht über die Überschrift des Textes hinaus gekommen? 😉

Stellen wir uns vor, Jesus wäre zurück gekommen.

Und damit meine ich nicht die Ostergeschichte, und auch nicht die sonstige, wie auch immer projektierte Rückkehr des Heilands. Nein, stellen wir uns vor, er wäre nach der Himmelfahrt gleich nochmal umgedreht und nochmal für ein paar Tage auf Erden gewandelt. Und dann nochmal. Und nochmal.

Als Geschichte wäre das gar nicht gut gekommen. Der einzige, der sowas darf, ist Columbo, und das auch nur, weil er Peter Falk ist.

Nun liegt es mir fern, Fix & Foxi mit Jesus oder Peter Falk gleichzusetzen. Aber auffällig ist es schon, wie gering das Interesse an der umpfzigsten Auferstehung dieses Comics ist, der von manchen (die zu faul sind, nach besseren Begriffen zu suchen) als „Kultcomic“ bezeichnet wird, der in den sechziger und siebziger Jahren mal eine ernsthafte Konkurrenz zu den übermächtigen Disney-Comics darstellte, und das noch dazu aus deutscher Produktion (mehr oder weniger – Fix & Foxi-Erfinder Rolf Kauka war bekannt dafür, grade in den Anfangstagen der Reihe preiswerte Zeichnertalente aus dem Ostblock zu engagieren), der aber vor allem in den letzten zwanzig Jahren von massiver Erfolglosigkeit geplagt wird.

Auch historische Bedeutung kann sich eben abnutzen.

Fix & Foxi hat einmal gezeigt, dass es möglich ist, Comics in Massenproduktion in der BRD erfolgreich herzustellen, das ist die historische Leistung des Titels auf dem ansonsten notorisch von Importen geprägten deutschen Comicmarkt. (Martin Jurgeit vermerkt eine Auflage von 400.000 Stück pro Woche auf dem historischen Höchststand mit diesem Konzept.) Spätestens seit dem Ausweichen auf preiswerte spanische Zeichner ab den achtziger Jahren wurde dieses Konzept freilich selbst zu Grabe getragen, und spätestens seit den neunziger Jahren wollte das dann kaum einer mehr lesen – aus dem Wochen- wurde ein Monatstitel, und als in dem ein Bild von Madonna erschien, entzog der ebenso schwer reiche wie schwer konservative Rolf Kauka dem veröffentlichenden Verlag die Lizenz. Das war 1994

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