Am Samstag, den 12.05. ist wieder Gratis-Comic-Tag. Es ist eine gute Tradition in diesem Blog, einige der an diesem Tag verteilten Gratis-Comics vorab vorzustellen. In der fünften Folge geht es um Helden und nicht ganz so heldenhafte Figuren.

Jeff Lemire
Sweet Tooth
(Panini)

Jeff Lemire schreibt zuletzt viel für DCs Superheldentitel, stammt aber eigentlich aus der Indieszene. Dass er da auch inhaltlich besser hinpasst, zeigt „Sweet Tooth“.

Die Serie, dem Genre nach ein Endzeit-Comic, entzieht sich mit seiner liebevollen, etwas unterkühlten, etwas bitteren Charakterisierung seiner Hinterwäldlertypen, die in einer versuchten Welt zu überleben versuchen, allen Genrekonventionen.

Wer literarische Vergleiche mag: das ist sehr viel eher „The Road“ oder „Winter’s Bone“ als „Mad Max oder „The Walking Dead“. Soziogram einer sowieso schon verlorenen Gegend, die vor dem Hintergrund der Apokalypse noch verlorener wirkt. Ein zutiefst melancholischer, menschlich warmer und wunderschöner Comic. (Stefan Pannor)

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Arne Jysch
Wave and Smile
(Carlsen)

Vielleicht ist es unfair, eine zweihundertseitige Graphic Novel nach zwanzig Seiten einer Leseprobe zu beurteilen?

Aber Arne Jysch war für die Recherche von „Wave and Smile“, einer Erzählung über den afghanischen Auslandseinsatz der Bundeswehr, nicht vor Ort – und das merkt man. Die Erzählung, grafisch klar am frankobelgischen Comic orientiert, ist distanziert, etwas konstruiert, zumindest auf diesen ersten Seiten.

Kann sein, dass sich das im Rest des Buches fängt. Für den weiteren Verlauf der Handlung verspricht der Autor eine Dreiecksbeziehung unter den Protagonisten, das riecht schon ein wenig konstruiert. Abwarten und Tee trinken. (Stefan Pannor)

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Rosinski/ van Hamme
Thorgal
(Splitter)

Realistische Wikingercomics sind selten. „Thorgal“, sowieso schon ein Klassiker, tut ein Meisterstück darin, trotz deutlichem Fantasy-Einschlag (und ein wenig Science Fiction) die Epoche und Welt der Wikinger mit bis heute unerreichter graphischer Akribie zu zeichnen.

Das liegt vor allem an Rosinski, der, das kann man nicht anders sagen, zu den ganz großen Comiczeichnern des 20. Jahrhunderts gehört. Da stören nicht einmal van Hammes gelegentlich etwas pathetische Skripte.

Rosinskis Bilder und seine Art zu erzählen sind trotz der Schwere des Sujets leichtfüssig, manchmal verträumt und von leichtem unterschwelligen Humor. Selbst in der verkleinerten Fassung des GCT-Heftes noch ein Augenschmaus. (Stefan Pannor)

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Und wo gibt es diese Hefte? Hier.

Die Artikel zum Gratis-Comic-Tag 2012:

  • Alben
  • Funnies
  • Action
  • Indies
  • Helden und Verlierer
  • Anthologien
  • Die Artikel zum Gratis-Comic-Tag 2011:

  • Die Funnies
  • Die Fiesen
  • Fantasy & Science Fiction
  • Die Indies
  • Die Artikel zum Gratis-Comic-Tag 2010:

  • Götter, Spötter, kleine Mädchen
  • Unter Indies
  • 9 Responses to “Gratis-Comic-Tag 2012 (5): Helden und Verlierer”

    1. Oliver L. says:

      Ich fühle mich gerade „Thorgal“-angefixt … Muss ich mir wohl mal einen Band kaufen. -_- Damn!

    2. Stefan says:

      … und „Prinz Eisenherz“ dazu!

    3. Oliver L. says:

      Den Eisenschmerz lassen wir mal … 😉

    4. Stefan says:

      Nein, tun wir nicht. Das ist RICHTIG großer Comic in jeder denkbaren Hinsicht.

    5. Karl Abundzu says:

      hm, Thorgal realistisch? ich weiß nicht. aber schön.
      Sweet Tooth passt nicht zu Superhelden? Hm, das ist doch gerade seine Stärke, dass er mit seiner von den Indies gewohnten Erzählweise auch Interessantes in die Superheldenwelt einbringt.

    6. Stefan Pannor » Blog Archive » Gratis-Comic-Tag 2014 (01) says:

      […] Helden und Verlierer […]

    7. Stefan Pannor » Blog Archive » Gratis-Comic-Tag 2014 (02) says:

      […] Helden und Verlierer […]

    8. Stefan Pannor » Blog Archive » Gratis-Comic-Tag 2014 (03) says:

      […] Helden und Verlierer […]

    9. Stefan Pannor » Blog Archive » Die vergebene Chance des Emilio Tasso says:

      […] Erzählung gleitet hier ab in unangenehme Fernsehfilmdramaturgie, genau wie zuvor schon Arne Jyschs „Wave and Smile“. Als wäre die Realität nicht interessant genug, wird ihr ein Drama aufgeklatscht, das keines ist: […]