Im September 2011 hat DC Comics in den USA alle seine Serien wieder auf Anfang gedreht. Jetzt erscheinen diese Titel auch in deutscher Sprache. Sie sollen besonders einsteigertauglich sein. Sind sie das wirklich, und was ist sonst von ihnen zu halten? Ein kurzer Überblick, Teil eins.

Geoff Johns/ Ivan Reis
Aquaman

Es klingt wie ein Herrenwitz: Kommt Aquaman in ein Restaurant… Aber es ist keiner.

Die Szene geht dann so weiter, dass Aquaman, Beschützer der Meere, sich einen Teller Fish’n’Chips bestellt. Ob das nicht sowas wie Kannibalismus sei, fragt ihn ein Gast, immerhin könne Aquaman mit den Fischen reden. Nein, antwortet der, die sind zu dumm dafür.

Das mag man witzig finden. Muss man aber nicht. Als Peter David die Serie schrieb, war Aquaman ein beinharter Gesell‘, der nicht nur angesichts massiver Überfischung der Ozeane dieses Heranwanzen an die Lebensverhältnisse der Oberflächenbewohner lächerlich gefunden hätte.

Nicht nur wegen der charakterlichen Unschärfe weiss Geoff Johns‘ Idee Skript mal so zu tragen. Der Held lebt also in einem Leuchtturm, kämpft gegen Tiefseemonster, es gibt einen steifen Running Gag um „Aquawoman“ (aber keinen über „Seaman“!) und, ach ja, der Held kriegt einen Hund.

Am stärksten überzeugen da noch Ivan Reis‘ realistische Zeichnungen. Reis hat schon bei „Green Lantern“ brilliert als ein von Kitsch befreiter Jim Lee. Kann man angucken. Ansonsten schwimmt die Serie zwar, hebt aber nicht ab.

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Francis Manapul & Brian Buccellato
Flash

Das muss auch ein Spass gewesen sein: „Hey, lass uns doch mal Flash gegen Wolverine antreten!“ – „Aber Wolverine ist doch bei Marvel!“ – „Dann nimm halt was Ähnliches, sagen wir, einen unsterblichen Superagenten, der aberwitzige Selbstheilungskräfte hat und auf den die Frauen fliegen! Und das geilste: er ging mit dem Flash in eine Klasse!“

Das macht dann auch schon klar, woran zumindest die ersten Ausgaben des Comics haken. Der Plot ist dünn, unoriginell, fanboylastig und ziemlich zerfasert erzählt.

Aber die Zeichnungen! Manapul erzählt die naturgemäss sehr actionlastige Geschichte in verblüffend warmem, weichen Bleistiftstrich, Buccellato macht die sanften Pastellfarben.

Das erinnert alles sehr an Charles Vess und Jill Thompson und sieht gar nicht nach einem typischen Superhelden-Comic der letzten zehn Jahre aus. In seinen besten Momenten erinnert es an Will Eisners lyrische Inszenierung der modernen Großstadt.

Zwiespältig also: sieht wirklich wunderschön aus, aber lesbar ist es nur bedingt.

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Peter Calloway/ Andres Guinaldo/ Ramon Bachs
Gotham City Sirens

Aufräumarbeiten: GCS gehört noch nicht zum Neustart dazu, ist hierzulande aber eine der eltzten Serien, die noch unter alter Nummerierung und Continuity erscheint. Sechsundzwanzig Nummern hatte die Serie im Original, und das ist, so traurig es klingt, heutzutage bereits eine Leistung.

In diesen Heften hat Calloway vor allem eine Outsider-Freundschaft zwischen drei klassischen Batman-Gegenspielerinnen zelebriert.

Das ist zum Glück nicht nur der feuchte Traum jedes Superhelden-Fanboys. Peter Calloway, hauptberuflich Drehbuchautor für das, was man so Frauenserien nennt, hat eine doch ganz anständige einfühlsame Psychologisierung von Poison Ivy, Harley Quinn und Catwoman als ungleiches Trio hinbekommen.

Zum Schluss hin muss er das natürlich wieder aufdröseln, was nicht ohne ein paar unnötige Kitschmomente und dicker als üblich aufgetragenen Pathos abgeht. „Jedes Ende ist ein Tod“, steht dann da etwa. Trotzdem, hübsche Serie, hübsches Finale. Kann man lesen.

Überblick:

  • Der Neustart der DC-Superhelden (1)
  • Der Neustart der DC-Superhelden (2)
  • Der Neustart der DC-Superhelden (3)
  • SWAMP THING vs. JUSTICE LEAGUE DARK
  • 7 Responses to “Der Neustart der DC-Superhelden (1)”

    1. Stefan Pannor » Blog Archive » Der Neustart der DC-Superhelden (2) says:

      […] Impressum « Der Neustart der DC-Superhelden (1) 21 06 […]

    2. Oliver L. says:

      Endlich mal jemand, der den Aquablödsinn nicht hochjubelt …

    3. Jens says:

      In der Gesamtheit ist das ja eher ein ernüchternder Überblick. Es scheint, als wäre die vielgerühmte Einsteigerfreundlichkeit dann wohl doch zu Lasten der Tiefe gegangen. Trotzdem, Sirens und Aquaman werde ich wohl dennoch eine Chance geben müssen.

    4. Stefan Pannor » Blog Archive » Aktuelle Comicrezension (230): Swamp Thing vs. Justice League Dark says:

      […] DC Comics im Herbst 2011 ihr vollständiges Programm neu starteten, wurden die diversen Titel verschiedenen Gruppen zugeteilt. Neben offensichtlichen Zuordnungen wie […]

    5. Stefan Pannor » Blog Archive » Der Neustart der DC-Superhelden (3) says:

      […] Der Neustart der DC-Superhelden (1) […]

    6. Stefan Pannor » Blog Archive » Marvel Now! – Der Neustart der Marvel-Superhelden (01) says:

      […] soll ein Neustart des Marvel-Superhelden-Universums sein, aber sanfter als bei den Kollegen von DC, die da recht ruppig vorgingen. Man könnte auch sagen: es bleibt alles gleich. Oder doch nicht? Ein kurzer Abriß in mehreren […]

    7. Stefan Pannor » Blog Archive » Marvel Now! – Der Neustart der Marvel-Superhelden (02) says:

      […] soll ein Neustart des Marvel-Superhelden-Universums sein, aber sanfter als bei den Kollegen von DC, die da recht ruppig vorgingen. Man könnte auch sagen: es bleibt alles gleich. Oder doch nicht? Ein kurzer Abriß, Teil […]