Im September 2011 hat DC Comics in den USA alle seine Serien wieder auf Anfang gedreht. Jetzt erscheinen diese Titel auch in deutscher Sprache. Sie sollen besonders einsteigertauglich sein. Sind sie das wirklich, und was ist sonst von ihnen zu halten? Der Überblick, Teil zwei, noch mehr Batman, vor allem aber Superman!

Grant Morrison/ Rags Morales/ Michael Green/ Mike Johnson/ Mahmud Asrar
Superman

Wenn Superman Verkörperung des amerikanischen Traums ist, dann war der Fehler zu vieler Comicautoren der letzten Jahre, die Betonung eher auf „amerikanisch“ statt auf „Traum“ zu legen.

Superman, der unverwundbare Alleskönner, freilich gehört in ein traumhaft überzeichnetes Umfeld, in dem nicht die Frage im Raum steht, ob er am Ende siegreich aus der Situation heraus kommt, sondern wie.

Wie hervorragend das funktionieren kann, hat Morrison schon vor einigen Jahren mit der satirisch-elegischen Maxiserie „All-Star Superman“ bewiesen, ein quantenschaumig gequirlter Sci-Fi-Romp aus reinem vergnügen.

Genau da, bei der gnadenlosen Überhöhung, macht Morrison auch in seiner monatlichen „Superman“-Serie weiter. Superman gegen alle: das Militär, die Cops und nicht zuletzt Lex Luthor, der erstmal einen kompletten Hochbahnzug auf den Strampelmann schmeisst.

Das ist effektiv erzählt, vor allem aber spaßig und temporeich. Die hintendrin im ersten Heft enthaltene „Supergirl“-Episode muss dagegen abfallen, nicht nur weil sie im Vergleich dazu eher geschwätzig und behäbig ist, sondern vor allem weil sie aufhört, ehe sie richtig begonnen hat. Vorne hui, hinten pfui.

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Gail Simone/ Adrian Syaf
Batgirl

Dass die Darstellung von Frauen als Titelhelden kein grundsätzliches Problem im neuen DC-Universum darstellt, belegt „Batgirl“.

Gail Simone, sowieso schon länger dafür bekannt, den Schwerpunkt auf das Innenleben ihrer Figuren zu legen, schreibt das launige Psychogramm einer, nun ja, Ex-Behinderten. Nein wirklich: Barbara Gordon, erst Batgirl, dann in Alan Moores Klassiker „The Killing Joke“ zum Krüppel geschossen, kann wieder gehen – umd kommt gar nicht damit klar.

Das klingt beknackter als es in der Ausführung ist. Simone schreibt eine Heldin mit Zweifeln angesichts der verblüffenden Situation, die sich in ihre Abenteuer stürzt, um sich nicht mit sich selbst beschäftigen zu müssen.

Wie sauber und sorgfältig sie dabei vorgeht, macht das „Catwoman“-Debakel noch schmerzhafter. Simone rückt die Figur psychologisch eher in die Nähe von Spider-Man als von Batman. Die Erzählweise ist fast lyrisch: hier wird über die Dächer von Gotham getanzt, nicht gemetzelt. Gelungen.

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Paul Jenkins/ David Finch/ Kyle Higgins/ Eddy Barrows
Batman – The Dark Knight

Die andere neue Batman-Heftserie auf dem Markt. Mehr als jede andere der neuen DC-Heftserien markiert sie allerdings schon in der ersten Ausgabe das große Problem aktueller Superheldencomics: sie ist einfach zu dünn.

Zur Erklärung: um im schrumpfenden Markt der amerikanischen Comics konkurrenzfähig zu bleiben – also die Preise nicht drastisch erhöhen zu müssen – hat DC Comics in den USA die Seitenzahl aller seiner fortlaufenden Comicserien gesenkt. 20 statt 22 Seiten, in Einzelfällen aber auch mal nur 17.

Damit sind DC-Comics ein kurzes Vergnügen geworden. Bei den hierzulande als Paperback veröffentlichten Serien („Aquaman“, „Flash“) fällt das natürlich kaum auf.

Genauso bei den Heften: „Batman“ enthält zwei Hefte der selben Serie, also eine signifikante Menge Story. „Superman“ist nicht nur von dem hocheffektiven Morrison geschrieben, sondern hatte beim Start auch dezenten Mehrumfang.

Ganz anders „Batman – The Dark Knight“. Zwei Titel fasst das deutsche Heft zusammen, die gleichnamige US-Serie und die neue Serie um „Nightwing“. Beide Serien fühlen sich an wie ein Prolog zu sich selbst.

Ein wenig Irrenhaus-Prügelei hier, ein wenig Schnüffeln in der eigenen Vergangenheit da. Seit etwas mehr als einem Jahrzehnt sind Superheldencomics fast pauschal „decompressed“ erzählt, also als Mehrteiler angelegt.

In beiden Fällen kommt hier der Cliffhanger, bevor die Geschichte überhaupt in Gang kommt. Das fühlt sich dann an wie Fastfood: viel zu schnell gegessen und nicht sättigend.

Überblick:

  • Der Neustart der DC-Superhelden (1)
  • Der Neustart der DC-Superhelden (2)
  • Der Neustart der DC-Superhelden (3)
  • SWAMP THING vs. JUSTICE LEAGUE DARK
  • 6 Responses to “Der Neustart der DC-Superhelden (3)”

    1. Stefan Pannor » Blog Archive » Der Neustart der DC-Superhelden (2) says:

      […] Der Neustart der DC-Superhelden (2) […]

    2. Stefan Pannor » Blog Archive » Der Neustart der DC-Superhelden (1) says:

      […] Der Neustart der DC-Superhelden (3) […]

    3. Oliver L. says:

      Damn, ein gelobter G-Mo … Das macht mich nun fast neugierig. Andererseits fand ich ASS doch eher langatmig …

    4. Oliver L. says:

      Machst Du da noch weiter?

    5. Stefan says:

      I hope so.

    6. Oliver L. says:

      Weiter! Machen!