Der SWR klaut von einem Cartoonisten einen Gag für seinen öffentlich-rechtlichen Auftritt. Und sagt „Danke“. Nur gefragt hat er vorher nicht. Ob er wenigstens hinterher zahlen will?

Das ist eine gute alte Oma-Regel: ein Dankeschön kostet nichts.

Insofern ist es natürlich nett, wenn der SWR sich bedankt. Vor knapp vier Stunden hat die Comedyredaktion einen Fotocomic veröffentlicht , der die Entschuldigung von Kurt Beck für die Pleite des Nürburgrings persifliert. Als Autoren angegeben sind Kemal Goga und Andreas Müller.

(Quelle: irgendwie schon der SWR.)

Der Gag wurde auch auf dem Facebookauftritt der Comedyredaktion veröffentlicht.

Und weil die SWR-Redaktion nett ist, steht da drunter:

Dankeschön an totaberlustig für die Idee.

Totaberlustig ist ein Online-Cartoonprojekt von Michael Holtschulte. Die Bücher dazu erscheinen im Lappan-Verlag.

Genau genommen hatten die SWR-Autoren den Text fast Wort für Wort von Holtschulte übernommen. Gefragt hatten sie nicht.

Und das gut zwei Stunden, nachdem Holtschulte den schon älteren Cartoon in seinem Facebook-Profil veröffentlicht hatte.

Lediglich den Verweis auf den Nürburgring haben Goga und Müller in der Sprechblase dazugetextet.

Allerdings erst, nachdem Holtschulte selbst seinen Bildwitz wie folgt kommentiert hatte:

Als ich heute die Nachrichten zur Nürburgring-Pleite gelesen habe, musste ich mal schnell diese ca. fünf Monate alte Zeichnung raussuchen.

Dass der SWR seinen Gag verwendet hatte, erfuhr Holtschulte lediglich via Facebook. Nach der Veröffentlichung. Da las er auch von dem „Dank“.

Auf den reagierte Holtschulte folgerichtig:

Gern geschehen. Wie hoch ist denn mein Autoren-Honorar?

Eine Antwort der Redaktion steht noch aus.

„Fragen kostet nichts“, ist noch so eine Oma-Regel. Die der SWR hier wohl doch etwas zu wörtlich genommen hat.

Nachtrag (02.08. 2012): Der SWR hat sich bei Michael Holtschulte gemeldet. Man hätte zu viel zu tun gehabt. Darum sei das durcheinander geraten. Holtschulte hat sich laut eigenen Worten gütlich mit dem SWR geeinigt.

Trotzdem bleibt ein übler Nachgeschmack: wenn der SWR das nächste Mal Streß hat, welchen Autor beklauen sie dann? Darf ich mich mit der selben Ausrede jetzt auch vom Online-Auftritt des SWR bedienen? Hier lief etwas grundsätzlich schief, und das hat nicht nur mit Streß zu tun, fürchte ich.

One Response to “Danke! Und?”

  1. Konsequenzen « Illustration | von Michael Holtschulte | www.holtschulte.com says:

    […] passend… Was danach passiert ist (bzw. daraus wurde), kann man [hier] und [hier] sehen und [da] im Detail nachlesen. Seitdem komme ich zu nichts anderem mehr als Mails und Anrufe zu beantworten. […]