Prä-Schlumpfiges von Peyo, maues und nicht-maues von Mau Heymans und dessen Bruder Bas. Drei aktuelle Comics in Kurzrezension.

Peyo
Johann und Pfiffikus
(Gesamtausgabe 2)

Peyo im Entwicklungsstadium: die kruden frühen Abenteuer sind geschafft, mit den Geschichten aus diesem Buch (von 1955 – 1956 veröffentlicht) schafft Peyo den Anschluß an seine Kollegen bei Dupuis nicht nur grafisch, sondern auch erzählerisch.

Immer noch will er offenbar einen ernsthaften Rittercomic schaffen. Das zeigt sich schon daran, dass er seinen Johann auf große Tour schickt. Einmal zu den Wikingern und zurück, was an sich schon ein Politikum ist. Mitten im erzkatholischen Spirou-Magazin erscheint ein Comic darüber, wie ein Vertreter der mittelalterlichen Christenheit den barbarischen Horden aus dem Norden hilft.

Aber es ist ja sowieso eher ein Funny. Pfiffikus, eigentlich Sidekick, rückt mehr und mehr in den Vordergrund. Die drei Alben aus diesem Band zählen zu den wenigen, in denen Johann und Pfiffikus halbwegs gleichberechtigte Akteure sind.

In Zukunft wird Pfiffikus immer weiter ins Zentrum der Geschehnisse rücken, was den Tonfall noch weiter ins Komische driften lässt. Erst mit dem Ablassen vom Versuch des epischen Abenteuers wird Peyo zur eigentlichen Stärke als milder Satiriker finden, die schließlich in seinen Schlumpfcomics ihren Gipfelpunkt erreicht. Der entscheidende Schritt ist dabei mit den vorliegenden Geschichten getan.

Faszinierende Beobachtung am Rande: wie Johann in der letzten Erzählung des Bandes den in langer Schlange stehenden Dorfbewohnern ein Zauberwasser einflößt, das sie von ihrer Schwäche befreit und zu ungeahnten Kräften kommen lässt, wie die sich schließlich in einer epischen Prügelei gegen die räuberischen Unterdrücker auflehnen – erinnert das nur zufällig an „Asterix“? Vier Jahre später sollte eine fast identische Sequenz zum liebgewordenen Ritual im berühmteren der beiden Comics werden…

Splitter-Verlag/ Toonfish, 178 S.; € 29,95

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Mau Heymans
Die besten Geschichten

Wie unfair: zwei Brüder gegeneinander antreten lassen, in zwei gleichzeitig erscheinenden Bänden mit jeweils (vorgeblich) ihren besten Disney-Comics.

Wer von beiden dann tatsächlich der Bessere ist, ist nicht nur Geschmackssache. Sondern wohl auch stimmungsabhängig. Mau Heymanns hat sich eher auf die längeren Abenteuergeschichten spezialisiert, praktisch ausschließlich mit den Ducks.

Diese Geschichten haben den Vorteil, dass sie beim Leser beliebter sind. Es ist allemal spannender, die Enten auf Reisen zu sehen als im hundertsten Nachbarschaftsstreit oder Kampf um Daisys Gunst. Sie haben den Nachteil, dass sie, wenn der Plot nicht rund läuft, richtig langweilen können.

So ein paar eher uninteressante Klötze finden sich in der ersten Hälfte des Bandes. Donald im Himalaya (besser bei Barks!), Donald kämpft für ein Weihnachtsessen (besser bei Barks). Das Vorbild des Entenmeisters ist, nicht nur grafisch, übermächtig.

Erst die zweite Hälfte des Bandes zeigt einen freigeschwommenen Erzähler, der tatsächlich, und sei es nur am äußersten Rande, neue Aspekte zum Entenkosmos hinzuzufügen weiss.

Verwirrend: der Band ist nicht chronologisch geordnet. Die schlechtesten Geschichten sind die ältesten und die neuesten, die besten Geschichten auch. Das hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck von Inkonsistenz.

Ehapa Comic Collection, 192 S.; € 22,00

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Bas Heymans
Die besten Geschichten

Deutlich anders Bruder Bas. Der macht nicht nur kürzere Geschichten, sondern auch mit einer Vielzahl Nicht-Ducks.

Was im vorliegenden Buch zu Wiederbegegnungen mit Randfiguren des Disneykosmos führt wie José Cariocca (der in Brasilien viel berühmter ist als in Europa) oder Ede Wolf.

Dabei kann Heymans auch Abenteuergeschichten, im vorliegenden Band gibt es etwa eine nette Piraten- und eine Orientgeschichte. Aber die Betonung liegt doch auf den schnell erarbeiteten Gags.

Nicht immer klappen die. In „Wettkampf auf dem Eis“ etwa liegt die Pointe der Erzählung in einem zufällig ausgelösten dreifachen Salto, der zum Sieg führt. Bas zeigt alles, nur den Salto nicht.

Ist das Nachlässigkeit? Auch grafisch zeigt Bas sich wesentlich unausgereifter als sein Bruder Mau. Vorbild ist eher ein generischer Post-Barks-Stil mit den unvermeidlich zur Kugelform getrimmten Köpfen der Figuren und den sparsamen, mit Lineal und Schablone gezogenen Hintergründen.

Stellt man also Bas‘ Geschichten neben die seines Bruders Mau, dann hat der eindeutig die besseren Karten. Beide freilich, betrachtet man sie in einem größeren Kontext, gehören eher zu den notwendigen Seitenfüllern der Disney-Comichefte als zu deren inhaltlichen Bereicherern.

Ehapa Comic Collection, 192 S.; € 22,00

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