Da war doch noch was. Mindestens vierundzwanzig Texte, die schon längst in diesem Blog stehen sollten, aus diesem oder jenem Grund aber nicht hier landeten. Als kleiner Weihnachtskalender finden sie jetzt Verwendung. Heute: des anderen Peter Parkers letzte Tage, von Brian Michael Bendis und Mark Bagley.

Wie lässt man einen Superhelden sterben? Kurz und schmerzlos oder lang und dramatisch? „Der Ultimative Spider-Man“ hat sich für eine Methode entschieden. Aber war es auch die beste?

Früher starben Superhelden meistens so: nach einem langen und erschöpfenden Kampf besiegt der Held den Schurken, kommt dabei aber selbst ums Leben. Superman etwa starb so. Der tragische Effekt entstand aus der Überraschung, den sonst siegreichen Helden untergehen zu sehen.

Weil die Comics sich gewandelt haben, weil die Comicszene sich gewandelt hat und weil jedes Gerücht im Internet schnell die Runde macht, geht das heute kaum noch so.

Der Tod von Batman etwa wurde knapp ein Jahr vorher bereits angekündigt. Drama statt Tragik: der Tod eines Superhelden ist heute lang inszeniertes Leiden mit vorhersehbarem Ausgang (und erwartbarer Wiederkehr).

Das wird dann endgültig ad absurdum geführt, wenn, wie im Fall von „Der Tod von Spider-Man“ der Ausgang der Geschichte bereits im Titel verraten wird.

Aber es ist ja gar nicht der ursprüngliche Spider-Man, der hier über die Wupper bzw. den Hudson River geht. Es geht um „Der Ultimative Spider-Man“, den vor knapp zehn Jahren gestarteten,vom Ballast der damals vierzigjährigen Seriengeschichte befreiten Titel.

Den Großteil der Laufzeit war es aufgrund ihrer einfühlsamen, innovativen Erzählweise nicht nur die beste, sondern auch die erfolgreichste der diversen Spider-Man-Comicserien.

Bis diverse Zeichnerwechsel, ein verwirrendes Nummererungschaos (die Serie wurde eingestellt, neu gestartet, neu nummeriert und schliesslich mit alter Nummerierung fortgeführt) und sicher auch ein Nachlassen der kreativen Energie zum Schwinden des Erfolgs führte.

Der Tod der Titelfigur ist angesichts dessen die logische Konsequenz. Aber wie inszeniert man Spider-Mans Tod, wenn sowieso jeder weiss, was passiert?

Im vorliegenden Fall durch extrehme Dehnung. Nicht nur dass die eigentliche Erzählung sich über sechs Hefte streckt. Dem vorausgegangen war ein ebenfalls sechs Hefte langer Prolog, und hinten dran gehängt ist ein ebenso langer Epilog.

Aber Drama wird langweilig, wenn man ein Jahr lang – zwölf Ausgaben der monatlichen Heftserie – weiss, was passieren wird. Und es hinterher ein halbes Jahr lang nochmal nacherzählt bekommt.

Auch in der gebündelten Form als Paperback wird es leider nicht wesentlich spannender. Es gibt einen gebündelten Showdown, für den noch einmal alle zentralen Figuren der Serie versammelt werden, einen grossen Kampf und, klar, viele Tränen am Ende.

Das kennt man, so starb schon Superman vor 25 Jahren. Und vllt. sollte man diese überlange Erzählung als zu groß geratene Hommage daran lesen. Aber sonst? „Der Tod von Spider-Man“ ist ist ein passabler Schlusspunkt hinter eine im Übrigen weitgehend großartige Serie. Mehr leider nicht.

Obwohl, Schlußpunkt? Die regulären Spider-Man-Titel waren von diesen Ereignissen natürlich nicht betroffen. Und auch in „Der ultimative Spider-Man“ hat längst eine andere Figur das Spinnenkostüm an. In Deutschland wird Ende des Jahres davon zu reden sein.

Panini Comics, 148 S.; € 14,95

Der Rest vorm Fest:

01 – Israel verstehen in 60 Tagen oder weniger
02 – King Aroo
03 – Comic Noir
04 – Habibi
05 – House of Mystery
06 – Alan Moores Neonomicon
07 – The Unwritten
08 – Frostfeuer
09 – Zahra’s Paradise
10 – Spirou
11 – Johann & Pfiffikus
12 – Kimba vs. Gon
13 – Asja Wiegand & Ulf Salzmann
14 – Asterios Polyp
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One Response to “Der Rest vorm Fest (15): Der Tod des ultimativen Spider-Man”

  1. Stefan Pannor » Blog Archive » Der Rest vorm Fest (23): Don Quijote says:

    […] Kimba vs. Gon 13 – Asja Wiegand & Ulf Salzmann 14 – Asterios Polyp 15 – Der Tod des ultimativen Spider-Man 16 – “Jerusalem” von Guy Delisle 17 – “Packeis” von Simon […]