Nicolas Mahlers „Weltverbesserer“ ist erneut eine Thomas-Bernhard-Adaption des Wiener Comiczeichners – aber erschreckend kraft- und wutlos und vor allem witzlos geblieben.

Nicht mehr lange, und es wird den österreichischen Literaturkanon doppelt geben: im Original und in der von Nicolas Mahler gezeichneten Version.

Womöglich liegt es an der Vorliebe österreichischer Literatur für Männer, die in Sesseln sitzen – zugleich auch Mahlers liebster grafischer Topos. Wir finden Sie jedenfalls in Mahlers eigenem, immerhin dreibändigem „Flaschko“, in seiner Musik-Adaption „Der Mann ohne Eigenschaften“ – und eben auch hier.

Bernhards Stück für einen Stuhl und Thomas Minetti ist als saftiger Monolog eines Misanthropen sicher prädestiniert, von Mahler umgesetzt zu werden, dessen Humor sich vorrangig daraus speist, die Welt nicht zu verstehen oder dumm zu finden oder beides. Die Misanthrophie ist Mahlers Paradenummer, und Bernhards Stück ist sicher auch ein Paradebeispiel dafür, welche satirische Kraft der Monolog entfalten kann.

Nur leider findet sich davon wenig bis nichts im Comic. Schon das Kleinformat belegt, dass es sich hier eher um ein Häppchen handelt. Ein bis zwei Bilder pro Seite, der Text drastisch eingedampft. Das ist die Schnellfassung des Stücks, im Grunde ein Best-of der galligsten Ausbrüche von Bernhards Figur.

Als Comic ist es ein Inaction-Comic, in dem Mahler sein beliebtes Mittel von Wiederholung und Redundanz trotz des geringen Umfangs bis zur Erschöpfung zelebriert. Zwischen langem Schweigen finden wir die Kernsätze des Stücks. Aber es ist ein kraftloser Monolog, so kleingestückelt, ohne die Bravour des andauernden Hasses und Selbsthasses, der das Stück so zwiespältig reizvoll macht.

Womöglich stößt Mahler, der ja doch eines der lebenden Genies des deutschsprachigen Comics ist, hier an seine Grenze: in Bernhards ruheloser Ruhe hat er seinen Meister gefunden, dem er mit seinen Mitteln von Redundanz und Reduktion nichts mehr abgewinnen kann.

Man muss nicht fragen, ob Mahler dem Stück neue Aspekte abgewinnen kann. Es muss ja auch nicht jede Inszenierung revolutionär sein. Aber ist sie wenigstens komisch, böse, berührend oder verletzend? Leider nein.

Suhrkamp, 124 S.; € 12,00 €

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