Das Leben von James Joyce als Comic: sicher kann man aus dem Sujet des schreibenden Europabummlers von literarischem Weltrang eine gute Geschichte machen. Alfonso Zapicos Comicbiographie von Joyce scheitert jedoch schon an grundlegenden Formalien.

Der Comic, sagt eine der diversen Definitionen des Mediums, sei eine Kombination aus Bild und Text zum Zwecke des Erzählens. Wenn diese Definition stimmt – und sie taugt wohl so sehr und so wenig wie viele andere – müssen wir bei Zapicos Joyce-Biografie die Frage stellen, ob es überhaupt ein Comic ist.

Natürlich, es ist alles da: die Bilder, die Texte, die Sprechblasen. Das ist ein Comic, oder? Dass Joyces Leben auch nicht viel spannender war als das der meisten Schrifsteller – in der Regel sitzen sie eben am Schreibtisch und schreiben – dafür kann Zapico nichts. Er macht das Beste daraus, dass die interessantesten Episoden in Joyces Leben ein paar eher leidlich belegte Anekdoten am Rande sind, etwa dass er Lenin im Café begegnet sein soll, und dass Joyces Leben ansonsten vor allem davon handelte, vom Rest der Welt nicht verstanden oder abgelehnt zu werden.

Aber auch wenn rein oberflächlich alles da ist – es fügt sich sehr oft nicht. Über Joyces Aufenthalt in Rom heisst es, er hielte sich „über die Vorgänge in Irland auf dem Laufenden“. Dazu sieht man Joyce – aus einem Fenster schauen.

Ein Bild von Ezra Pound habe in Joyce „einen Hoffnungsschimmer“ entfacht. Bild: ein trübseliger Joyce. Joyce bekommt ein Stipendium – „und so konnte Joyce abseits des Kriegsgeschehens schreiben“. Bild: ein spazierengehender Joyce.

Und so geht das immer weiter. Mag sein, dass es tatsächlich manchmal schwer war, die naturgemäß abstrakten Abläufe zu bebildern – häufig werden Schilderungen aus Joyces Leben schlicht mit Stadtansichten illustriert – in Panels wie diesen kommt es ganz offen zu Reibung zwischen Text und Bild.

Das ist kein Comic. Über die Erstausgabe des „Ulysses“ erzählt der Comic, Henri Matisse habe sie illustriert, ohne den Text gelesen zu haben. Die Ironie dieser Schilderung scheint dem Zeichner entgangen zu sein.

(Hinderlich auch die Übersetzung. Der spanische Comic scheint auf englischsprachigen Quellen zu beruhen. Darum ist etwa von Ivan Turgenew – statt Iwan Turgenew – die Rede.

Und C.G. Jungs Äußerung über Joyce und dessen Tochter, sie seien „like two people going to the bottom of a river, one falling and the other diving“- zwei Personen, die zum Grund eines Flußes streben, eine tauchend und eine fallend – wird aus dem Umweg über das Spanische, sie seien „wie zwei Personen am Boden eines Flusses. Aber während Joyce tauchte, ging Lucia immer weiter unter.“)

So ist diese Comicbiografie am Ende eher unfreiwillig komisch als gut – andererseits hielt Joyce selbst seinen unverdaulichen Brocken „Finnegans Wake“ ja auch für ein überaus komisches Buch, während viele andere es einfach für schlecht hielten.

Alfonso Zapico
James Joyce – Porträt eines Dubliners
Egmont Graphic Novel, 224 S.; € 19,99

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