Gutes Thema, eigenwilliger Ansatz: „Die Rückkehrer“ beschäftigt sich mit der Situation der Veteranen der US-Armee, indem der Comic die Produktion des gleichnamigen Dokumentarfilms zum Thema schildert. Also ein Making-off? Oder doch ein eigenständiges Buch?

Es gibt eine Sache, auf die sich die amerikanische Rechte mit der amerikanischen Linken einigen kann und die dennoch keine Mehrheit in der US-Politik bekommt: den Umgang mit Veteranen.

Die Behandlung der Veteranen der amerikanischen Kriege gilt als traditionell miserabel. Seit der Führung diverser Dauerkriege und der entsprechend drastischen Zunahme der Zahl der Kriegsheimkehrer ist sie eine Katastrophe.

Anträge auf Renten, medizinische Behandlungen kriegsbedingter Traumata etc. werden nur mit meist kjahrelanger Verzögerung behandelt, sind oft fehlerhaft und benötigen Widerspruch, der sich dann wieder über Jahre erstreckt. Hintergrund ist ein komplett veraltetes Softwaresystem: während etwa die NSA über modernste Technik verfügt, arbeitet das Department of Veteran Affairs zum Teil noch mit Technik und Software aus den Achtzigerjahren.

Das ist ein mindestens wütend machender Zustand, unabhängig, wie man zu den Kriegen steht. Olivier Morel hat diesen Zustand in seinem Dokumentarfilm „Revenants“ geschildert (nicht zu verwechseln mit der fast gleichnamigen Zombieserie „Les Revenants“), der hierzulande u.a. auf ARTE lief.

Das stellt den Comic in eine merkwürdige Zwittersituation. „Die Rückkehrer“ ist eine grafische Adaption der Dokumentation. Sie muss viel zurücklassen, etwa die verwendete Musik eines jener Veteranen. Es ist nicht ganz klar, was sie stattdessen gewinnt.

Der Comic stellt deutlich stärker Morel selbst in den Vordergrund. Es ist damit eine Dokumentation der Entstehung einer Dokumentation. Es liegt in der Natur der Sache, dass viele Sequenzen und Interviewaussagen aus dem Film Eingang in diesen Comic finden.

Das ist repetitiv, wenn man den Film kennt, der nicht zuletzt durch seine stille, elegische Erzählweise besticht. Maels Comic ist oft eher geschwätzig, bemüht, viele Informationen auf wenigen Seiten unterzubringen.

Auch ohne Kenntnis des Films ist er nur bedingt überzeugend. Seine adaptische Natur ist ihm durchgehend anzumerken. Sie vertieft nicht die Kenntnis des Entstehungsprozeßes der Dokumentation. Sie vertieft auch nicht die Person des Dokumentaristen Morel, der zwangsläufig Objekt des Comics ist.

Sie schildert es, ein wenig unbeteiligt, ein wenig oberflächlich, wie ein Nachklapp oder eines jener Extras auf einer DVD, die man grade noch so schaut: interessant genug, um es nicht auszuschalten, aber nicht wirklich fesselnd.

Comicjournalismus kann spannend sein. Journalismus über Journalismus ebenso. Beides zusammen erweist sich in diesem Dokumentarcomic nur als mäßig interessant.

Mael & Olivier Morel: Die Rückkehrer
Carlsen Comics, 128 S.; €17,90

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