'The Prisoner' von Gil Kane Der Verweis auf Evan Dorkins The Prisoner-Parodie gestern hier war gegebener Anlass, nach den wenigen Spuren zu suchen, die Patrick McGoohans Figur im Comic hinterlassen hat.

Links sehen Sie die erste Seite eines unvollendeten und unveröffentlichten Projektes, das Autor Steve Englehart und Zeichner-Legende Gil Kane ca. 1976 für Marvel produzierten. Siebzehn Seiten wurden laut Checklist der Prisoner Official Appreciation Society „Six of One“ produziert (diese Angabe muss freilich nicht stimmen, da auch die Jahreszahl falsch ist). Aufgrund eines Wechsels des zuständigen Redakteurs wurden die Seiten allerdings nie vollendet oder gar gedruckt, lediglich die links gezeigte Abbildung existiert als vollständige Seite.

Marvel bzw. angeblich sogar Stan Lee selbst setzte Jack Kirby darauf an, sich ebenfalls an einem Prisoner-Comic auszuprobieren. Kirby hatte zuvor schon Kubricks 2001 für Marvel adaptiert und 1968 zusammen mit Stan Lee einen Vierteiler für Die Fantastischen Vier gezeichnet, der inhaltlich wie grafisch einige absichtliche Parallelen zu McGoohans TV-Show aufwies. (Siehe hierzu z.B. das links unten abgebildete Cover und vergleiche mit diesem Bild.)

The Fantastic Four #85Auch Kirby produzierte Ende 1976 siebzehn Seiten, die meisten davon freilich nur als Rohfassung. Neben einer düsteren Umsetzung des Vorspanns der Serie mit erläuterndem Text fällt vor allem eine unglaublich aufwändige Doppelseite auf (siehe unten), in der Kirby McGoohans Vorstellung des Village mit den surrealen Phantasien eines M.C. Escher zu vermengen scheint. Alle noch erhaltenen Seiten des Projektes sind hier zu finden.

Man muss nicht erwähnen, dass auch Kirbys kantig-surreale Vorstellung keinen Gefallen bei Marvel mit den damals noch sehr bunten und zuschlagenden Helden fand. Für Marvel Comics war die Idee eines Prisoner-Comic damit erledigt.

Erst Jahre später erschien bei DC Comics eine Art Fortsetzung, die alle offenen Fragen der TV-Serie klären sollte. Shattered Visage war ein autorisiertes Sequel, das zwanzig Jahre später ansetzt und Nummer Sechs als einzigen Bewohner der ansonsten verlassenen Insel zeigte.

'The Priosner' von Dean Motter und Mark AskwithAuch wenn die Miniserie sich viel Mühe gab, mittels Zitaten und Reminiszenzen an die TV-Serie anzuschliessen, so fehlte es ihr doch am surrealen Touch des Originals. Motters Erklärung der Ereignisse auf der Insel war gut zu lesen, aber unbefriedigend, da viel zu rational. Nichts desto Trotz war die Miniserie erfolgreich genug, um als Tradepaperback nachgedruckt zu werden.

Eine ausführliche Inhaltsangabe der zweihundertseitigen Episode, die natürlich auch wieder eine schöne junge Frau beinhaltet, findet sich hier.

Und das war es dann auch schon. Nur vereinzelt finden sich noch The Prisoner-Zitate in Comics (wie etwa hier bei Walter Moers), die etwas vom Eindruck vermitteln, den diese Serie sogar auf Menschen gemacht hat, die sie nur unvollständig bzw. verstümmelt zu sehen bekamen (das ZDF sendete die Serie nur unvollständig und zu nachtschlafener Stunde).

Der Prisoner hat sich geweigert, Comicfigur zu werden, Merchandising zu werden, obwohl seine Rechte immer wieder verkauft wurden, wie eben an Marvel und DC. Ein weiterer Sieg für McGoohan, der zumindest in diesem Medium seine Schöpfung weitgehend für sich behalten konnte.

'The Prisoner' von Jack Kirby

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