Sagte ich nicht eben gerade, Superhelden-Comics seien uninteressant(er) geworden? Okay, aus genau dem Grunde gleich noch eine Superhelden-Rezension für die Leipziger Comic Combo. 😉

Und doch, klar – mir haben die Titel wirklich gefallen.

Bei der Comic Combo finden Sie die Rezension hier.

Die Fantastischen Vier: Einzigartig
Iron Man: Die fünf Albträume

Iron ManWieso scheint es eigentlich gerade einfacher, einen richtig guten Film über Superhelden zu produzieren als einen richtig guten Comic über Superhelden? Das Genre scheint ausgelaugt. Genrewerke, die Bestand haben könnten, sind selten.

Mark Millar und Bryan Hitch haben vor einigen Jahren einen der wenigen wirklich essentiellen Superhelden-Comics des laufenden jahrzehnts Jahrzehnts produziert. The Ultimates bestach 24 permanent zu spät kommende Hefte lang durch Gigantomanie und Radikalität, durch den offenkundigen Willen, mit den Regeln des Genres, wie sie um die Jahrtausendwende festgeschrieben waren, zu brechen.

Aber auch Revoluzzer werden alt. Und machen dann sowas wie der Fantastic Four-Sonderband Einzigartig. Ein wenig Zeitreise, natürlich auch ein wenig Techno-Gigantomanie (in diesem Fall die Erschaffung einer künstlichen Erde 2 als Fluchtmöglichkeit vor der baldigen Zerstörung der Original-Erde) und ein riesiger Roboter ohne Ausschaltknopf, der alle Waffen auf der Erde zerstören will.

Das ist zum Teil einfach simpelste Effekthascherei. Schlimmer noch: es überrascht nicht. Anders als Die Ultimativen, die auch mal scheitern durften, sind die Fantastischen Vier Vorbildhelden mit dramaturgischer Verpflichtung zur Überwindung selbst des unbesiegbarst scheinenden Gegners.

Zudem ist die Geschichte (die kaum mehr ist als ein wenig Action-Rumpel-Pumpel und ein wenig Technobabbel) so gedehnt wie Mr. Fantastic an schlechten Tagen. Mit etwas mehr Tempo, etwas mehr Dichte und Emotionalität wäre dies dennoch ein wenigstens guter Unterhaltungs-Comic. Denn die Zeichnungen von Hitch knallen ordentlich auf die Netzhaut. Allerdings muss der dank dürrem Skript auch das Effektspektakel allein auf zu vielen Seiten wuppen, und das schafft er nicht. (Panini Comics, 100 S.; € 12.95)

Nicht ganz, aber doch hinreichend anders der Iron Man-Sonderband Die fünf Albträume. Matt Fraction, der die darin enthaltenen Comics verfasst hat, wird allenthalben als kommender Top-Autor der US-Comics gepriesen. Zwar ist die vorliegende Geschichte um per High-Tech aufgemotzte lebende Bomben insgesamt ein wenig zu sehr der gleiche hypertechnische Jungskram wie Millars Fantastische Vier. Es lässt sich aber festhalten, dass Fraction sein Handlungsgarn deutlich dichter gedreht hat und ihn die handelnden Figuren mehr interessieren als die dauernd explodierende Technik. Vor allem sein Tony Stark alias Iron Man ist als arroganter Schnösel und sozialer Trampel mit Gewissen und Herz zwiespältig und völlig gegen den Strich gebürstet.

An Comics wie diesem ist zu erkennen, wo Matt Fractions Reise als Autor hingehen kann, wenn er sich aus dem moralisch wie narrativ einengenden Korsett der Superhelden-Comics befreit bzw. wenn Verlage wie Marvel ihm diese Freiheit geben. Nur warum Tony Stark, hier von Salvador Larroca gezeichnet, partout aussehen muss wie ein Latino, will mir nicht in den Kopf. (Panini Comics, 100 S.; € 12,95) (stefan pannor)

2 Responses to “Aktuelle Comicrezension (128): ‚Iron Man‘ & ‚Die Fantastischen Vier‘”

  1. Stefan Pannor » Blog Archive » War sonst noch was? - Ms. Marvel, The Order, Illuminati says:

    […] zu Fraction u.a. hier und hier. Brian Michael Bendis/ Brian Reed/ Jim Cheung New Avengers: […]

  2. Stefan Pannor » Blog Archive » Neue Comics: Captain America im Traumland says:

    […] Mehr zu den ‘Fantastic Four’. […]