Er hat mehr als vierhundert Romane und sechshundert Hörspiele verfasst und 130 Goldene Schallplatten erhalten. Er schrieb für „Perry Rhodan“ und „Die drei Fragezeichen“. Am Donnerstag verstarb der produktive Allround-Autor H.G. Francis in Hamburg.

Erster "Rhodan"-Roman von H.G. FrancisEr war vermutlich der einzige „Perry Rhodan“-Autor mit einer Goldenen Schallplatte. Genauer gesagt mit 130 davon, dazu sechs Platin-Alben. Keine Musik: zu rund sechshundert auf Kassette verkauften Hörspielen hat Hans Gerhard Franciskowsky, der vor allem unter dem Pseudonym H.G. Francis publizierte, die Skripte verfasst. Sie sollen sich angeblich 120 Millionenmal verkauft haben.

Zusammen mit seinen über vierhundert Romanen, die er ab 1962 veröffentlichte (rechts sein allererster „Rhodan“-Roman), ebenfalls in einer Gesamtauflage von mehreren Millionen, und unzähligen Beiträgen für Illustrierte formen sie ein Werk, das mindestens in seinem Umfang im Nachkriegsdeutschland einmalig steht.

Francis war, das lässt sich bereits an der Menge seiner Texte erahnen, kein großer Literat. Der 1936 in Itzehoe geborene Autor war Gebrauchsschriftsteller, in der Lage, den in den Sechziger- und Siebzigerjahren auf Hochtouren laufenden Heftromanmarkt schnell und zuverlässig beliefern zu können, später auch den Hörspiel- und Jugendbuchmarkt, ohne unter ein allzu triviales Niveau zu fallen.

Sein bevorzugtes Sujet war die Science Fiction. Typische Francis-Romane waren es zumeist schnell heruntergeschriebene Reisser, mit Betonung auf actionreicher Handlung, handfeste, aber selten besonders auffällige Geschichten über Alieninvasionen und Expeditionen auf unwirtliche Planeten.

Während der Sechzigerjahre noch nebenberuflicher Autor und hauptberuflich für ein Pharma-Unternehmen tätig, wurde Francis in den Siebzigerjahren mit seiner Aufnahme in das Autorenteam der „Perry Rhodan“-Serie hauptberuflich Schriftsteller. Mehr als dreissig Jahre lang lieferte er regelmäßig Episoden um den unsterblichen Terraner und seine Begleiter ab. Insgesamt über zweihundert Stück, dazu noch einmal rund einhundert Stück für die diversen Spin-offs der Serie, eher er 2004 aus dem Autorenteam ausschied.

Für ihn typische Figuren in der Serie waren dabei diverse Vertreter der ausserirdischen Rasse der Haluter, hochintelligente Wesen, die allerdings regelmäßig zu unkontrollierten Berserkern werden, und der pokervernarrte Agent Ronald Tekener, der galaktischen Verbrechern das Handwerk legt. Beide kamen seinem Hang zur Actionstory entgegen.

Wichtiger als seine Arbeit an der umfangreichsten Science-Fiction-Serie der Welt dürfte allerdings seine Tätigkeit als Hörspielautor sein. Vor allem in den Achtzigerjahren besorgte Francis, zum Teil unter Pseudonym, die Skripte für den Großteil der Hörkassetten-Produktionen des Europa-Labels.

Aus Francis‘ Feder stammen unzählige Hör-Abenteuer der Drei Fragezeichen, von TKKG, Hanni und Nanni oder Masters of the Universe. Neben reinen Adaptionen vorliegender Werke, wie im Fall der Drei Fragezeichen, entwickelte er auch eigene Plots, etwa für die Science-Fiction-Serie „Masters of the Universe“. Für die auf amerikanischen Spielfiguren basierenden Hörspiele bekam Francis lediglich die Namen der Figuren genannt und wer zu den Guten gehörte und wer zu den Bösen. Den Rest musste er selbst kreieren.

Mit dem Zusammenbruch des Hörkassetten-Marktes Ende der Achtzigerjahre wandte sich Francis weiteren Gebieten zu. Er schrieb Romane zum Pferde-Magazin „Wendy“ und adaptierte den ARD-Zweiteiler „Störtebeker“ für’s Taschenbuch.

Zuletzt widmete er sich einer Musical-Adaption der „Perry Rhodan“-Serie, für die er Story, Bühnenbild und Musik erstellt hatte, die allerdings nie zustande kam. Zur „Perry Rhodan“-Serie lieferte er auch nach seinem Ausstieg als fester Autor unregelmäßig Beiträge, zuletzt 2008. Es sollte seine letzte Veröffentlichung werden. Hans Gerhard Franciskowsky starb am Donnerstag nach langer schwerer Krankheit in Hamburg.

Manuskriptfassung. Verfasst für und publiziert auf SPIEGEL-Online.

2 Responses to “Perry Rhodans Master of the Universe. Nachruf auf H.G. Francis”

  1. Stefan Pannor » Blog Archive » „Perry Rhodan“-Illustrator Johnny Bruck: Der Weltraum-Maler says:

    […] Perry Rhodans ‘Master of the Universe’. Zum Tod von H.G. Francis […]

  2. Stefan Pannor » Blog Archive » Unsterblichkeit, nein danke!?! says:

    […] Perry Rhodans ‘Master of the Universe’. Zum Tod von H.G. Francis […]