Im September 2011 hat DC Comics in den USA alle seine Serien wieder auf Anfang gedreht. Jetzt erscheinen diese Titel auch in deutscher Sprache. Sie sollen besonders einsteigertauglich sein. Sind sie das wirklich, und was ist sonst von ihnen zu halten? Der Überblick, Teil zwei, mit ganz viel Batman.

Judd Winick/ Guillem March
Catwoman

Guillem March bekommt für sein im Herbst in den Staaten erscheinendes Cover der Catwoman-Serie grade eine Menge Prügel ab. Zurecht, denn das Cover – Catwoman in unmöglich verdrehter Pose, die Brüste größer als der Kopf, der Arm ausgerenkt und länger als die Beine – symbolisiert sehr schön das Problem der neuen Serie.

Sexismus. Und Gewaltpornografie. Blut und Titten um ihrer selbst willen.

Nicht dass es um die Darstellung schöner Frauen ginge. Aber der Plot ist nur eine mühsame Entschuldigung dafür, möglichst viele Frauen in Unterwäsche oder aufreizender Kleidung zu zeigen. Und wenn Catwoman sich nicht grade um- oder auszieht, hat sie casual Sex mit Batman auf dem Dach. Überhaupt drehen sich ihre Gedanken in der Hälfte der Zeit ums Vögeln.

In der anderen Hälfte verprügelt sie irgendwelche Leute, dass das Blut spritzt. Beisst Menschen das Ohr ab, zerschmettert das Kinn, zerkratzt das Gesicht.

Das ist kein Gewalt-Trash. Das ist nicht ironisch oder karikiert. „Catwoman“ ist eine fortlaufende hohle Sex- und Gewaltorgie um ihrer selbst willen.

Dass Judd Winick mal Autor von einfühlsamen Indie-Graphic-Novels wie „Pedro and me“ oder „Roadtrip“ war (okay, letzteres eher Graphic Novelette), scheint ein Leben her. Für „Catwoman“ schreibt und plottet er manisch, einfühllos, einzig auf den Exzess ausgerichtet die Bang- und Ballerorgie herunter.

Die besten Szenen sind dann noch die paar Panels, in denen March sich unverblümt graphisch beim wunderbaren Manga „Death Note“ bedient. Unkreativ und unappetitlich.

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Tony Daniel
Batman

Der beste Weg, eine neue Batman-Serie zu starten, ist eine Joker-Story. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche: auf keine Held-/ Schurke-Paarung springt das Publikum mehr an.

Lassen wir aber einmal beiseite, dass die neue „Batman“-Serie genau damit und überraschungsfrei beginnt, ist der Anfang tatsächlich sehr hübsch geworden.

Tony Daniel hat schon schlechtere Sachen geschrieben. Seine Zeichnungen orientieren sich ein wenig an „The Killing Joke“ und es gibt eine hübsche Sequenz mit Cyberpunk-Einflüssen.

Bis… ja bis der Joker gehäutet wird. Und da war sie wieder, die unnütze, exzessive Gewalt. Nicht nur das: in der zweiten Hälfte entgleitet Daniel auch der mühsam vorbereitete Plot. Batman, eigentlich hochintelligenter Detektiv, wird von Zufällen abhängig. Die Handlung hangelt sich über Deus ex machinae und Klischees.

Kann sich das wieder fangen? Ich weiss es nicht, und vermelde daher: durchwachsener Beginn.

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Geoff Johns/ Peter Tomasi/ Doug Mahnke/ Fernando Pasarin
Green Lantern

Green Lantern ist eine der wenigen Serien bei DC, die inhaltlich kaum vom Neustart betroffen sind. Geoff Johns schreibt seinen Plot einfach da weiter, wo er vorher aufgehört hat, und die Autoren der diversen Spin-offs gruppieren sich um ihn herum.

Das ist nichts Schlechtes. Das Lantern-Franchise gehörte zum erfolgreichsten von DC-Comics der letzten Jahre. Aber es senkt mindestens mal die Einsteigerfreundlichkeit.

Ansonsten ist Johns Plot wie gehabt sehr middle of the road. Erzählerische Wagnisse geht er kaum ein: etwas Alien-Action, etwas verschmähte Liebe, ein wenig Männerkumpanei. Das gilt genauso für die Back-Story von Tomasi. Alles entwickelt sich in eine eher vorhersehbare Richtung.

Beide Geschichten haben ihre schönen Momente, weil die Autoren ihren Figuren ein funktionierendes Innenleben gestatten. Leider trägt das den Plot nur, macht ihn aber nicht interessanter. Auch da ist noch Potential nach oben.

Überblick:

  • Der Neustart der DC-Superhelden (1)
  • Der Neustart der DC-Superhelden (2)
  • Der Neustart der DC-Superhelden (3)
  • SWAMP THING vs. JUSTICE LEAGUE DARK
  • 3 Responses to “Der Neustart der DC-Superhelden (2)”

    1. Stefan Pannor » Blog Archive » Der Neustart der DC-Superhelden (1) says:

      […] Impressum « Comics aus Arabien: Vorsichtig optimistisch (Director’s Cut) Der Neustart der DC-Superhelden (2) » 17 06 […]

    2. Stefan Pannor » Blog Archive » Der Neustart der DC-Superhelden (3) says:

      […] sauber und sorgfältig sie dabei vorgeht, macht das „Catwoman“-Debakel noch schmerzhafter. Simone rückt die Figur psychologisch eher in die Nähe von Spider-Man als von […]

    3. Stefan Pannor » Blog Archive » Aktuelle Comicrezension (230): Swamp Thing vs. Justice League Dark says:

      […] Der Neustart der DC-Superhelden (2) […]