Archive for März 6th, 2010

Es ist nicht gut, auf zu vielen Hochzeiten zu tanzen, jedenfalls nicht in der öffentlichen Wahrnehmung. Das Publikum weiß dann offenbar nicht, in welche Schublade es den Tänzer stecken soll.

Vielleicht ist das der Grund, weshalb Levin Kurio noch nicht die Meriten für seine Verdienste um die deutsche Comiclandschaft erhalten hat, die er verdient.

Levin Kurio steht immer ein wenig außen vor, und das nicht nur, weil sein Verlag, Weissblech Comics, in Raisdorf sitzt, einem Kaff in Schleswig-Holstein, das ohne Google-Maps vermutlich völlig von der Welt vergessen wäre. Wer macht denn schon Comics in der Provinz? Richtige deutsche Comics kommen aus Hamburg oder Berlin, zur Not auch aus Stuttgart oder Köln, und wenn sie mal aus Bielefeld kommen, dann ist das schon ein mittleres Wunder.

Aber Kurios Comics sind holsteinischer Provinz-Provenienz, und sie wären nicht halb so gut, wenn sie woanders her wären. Sicher weiß Kurio das besser als ich, aber ich wage zu behaupten: ohne diese Abgeschnittenheit von den Trends der Comicszene hätte das Talent des Erzählers, sämtliche Genreregeln und vor allem die von Publikum und Fachhandel so beliebten Genregrenzen ignorierend, niemals in der Form aufblühen können. Grade Kurios Frühwerke, veröffentlicht unter dem vielsagenden Titel Koma Comix, kümmern sich einen Scheißdreck um die Erwartungshaltung des Lesers. Und das ist gut so. (mehr …)