Die grandiosen „Muppet“-Comics bekommen eine eher lieblose „Special“-Reihe, die Fantastischen Vier sind erst nur drei, dann ganz viele, und Captain America erlebt Abenteuer im Traumland – aktuelle Comics unter die Lupe genommen. Lesen Sie weiter…

Tim Beedle/ Armand Villavert, jr.
Muppet Robin Hood

Die von Roger Langridge geschriebenen und größtenteils auch gezeichneten Muppet-Comics kann man nicht genug loben, für ihre spielerische Leichtigkeit und die Chuzpe, mit der das Format der Variety-Slapstick-Show auf den Comic übertragen wird.

Leider lässt sich das gleiche nicht über die von anderen Autoren und Zeichnern gestalteten Muppet-Comics sagen. Schon „Peter Pan“ war eine gelinde Enttäuschung. „Robin Hood“ gerät zur Vollkatastrophe.

Mehr schlecht als recht dient der klassische Plot von Hood und seinen Merry Men als Aufhänger für ein paar wenig originelle, gelegentlich sogar geklaute Slapstick-Sequenzen und Kalauer. Das täuscht Kreativität vor, ist aber tatsächlich nicht mehr als gequälte Seitenschinderei.

Spätestens wenn kurz vor Schluss der dürftigen Story sich der Autor selbst in das Skript hineinschreibt, ist die kreative Bankrotterklärung offenbar. „Muppet Robin Hood“ ist lustloses, generisches Merchandising. Das überträgt sich auf die deutsche Ausgabe, deren Übersetzung und Lettering leider furchtbar lustlos und hingehuscht wirken.

Ehapa Comic Collection, 112 S.; € 9,95

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    Hickman/ Epting/ Kitson
    FF

    „Fantastischer Neuanfang“ lautet der Untertitel des ersten Bandes dieser neuen Serie. Selten könnte dieser Ausdruck irreführender sein.

    Denn tatsächlich ist es zwar ein nummerischer Neustart einer gleichzeitig neu titulierten Serie. Was früher „Fantastic Four“ bzw. „Die Fantastischen Vier“ hiess, heisst nun simpel „FF“.

    Das steht für „Fantastic Future Foundation“, eine notwendige Umbenennung, nachdem die Figur der Fackel den Serientod gestorben ist und es sich also nur noch um fantastische drei Superhelden handelt.

    Das ist aber schon der ganze Neustart. Tatsächlich erzählt Autor Hickman den von ihm entwickelten Mehrjahresplot aus der Vorgängerserie einfach weiter. Der hat irgendwas mit Multiversen, alternativen Doppelgängern, den Inhumans und sonsterlei mehr zu tun.

    Wer Hickmans Run nicht von Anfang an verfolgt hat, wird dem Geschehen wohl eher ratlos folgen. Es ist kein Anfang und kein Ende, sondern ein ziemlich mittendrin liegendes Stück einer, nun ja, mässig interessanten Großerzählung.

    Immerhin die Zeichnungen von Epting und Kitson sind ein Augenschmaus. Insbesondere Barry Kitson gibt der Serie ein Pulp-Appeal, das ihr überaus gut steht. Trotzdem eher was für harte Fanboys.

    Panini, 124 S.; € 14,95

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    Brubaker/ McNiven
    Captain America 1 (2012)

    Den Abenteuern von Captain America zu folgen, ist nicht ganz einfach. Allein die diversen von Ed Brubaker verfassten Hefte verteilen sich in Deutschland auf wenigstens vier verschiedene Reihen und Publikationsformen.

    Nicht dass es in den Staaten besser wäre: dort wurde die eigentlich durchgängige Geschichte neugestartet, dann neunummeriert, eingestellt, durch eine Miniserie ersetzt, um ein Spin-off erweitert und neugestartet.

    Was viel schwerer wiegt als das editorische Chaos ist freilich die Ziellosigkeit des Plots. Waren die ersten Jahre von der Erzählung von Captain Americas Tod und Auferstehung getragen, dümpelt der Titel seitdem etwas ziellos herum.

    Nicht dass er schlecht wäre. Im vorliegenden Band verknüpft Brubaker eine konventionelle Geschichte um ein paar Altnazis mit einer bizarren Hommage an Winsor McKays klassischen Comicstrip „Little Nemo“, der von surrealen Traumreichen handelte.

    Und das funktioniert sogar. Weil Brubaker selbst auf Autopilot eine Geschichte besser strukturieren und timen kann, als die meisten anderen aktiven Comicautoren. Und weil McNiven ein begnadet realistischer Zeichner ist. (Über die paar von Camuncoli runtergerotzten Seiten am Schluss des Bandes sag ich aber lieber nichts.)

    Damit liegt die Serie immer noch über dem aktuellen Marvel-Durchschnitt. Trotzdem: es wäre schön, wenn die Geschichte irgendwo hinginge, statt sich von Schurke zu Schurke zu hangeln.

    Panini, 116 S.; € 12,95

    6 Responses to “Neue Comics: Captain America im Traumland”

    1. Oliver L. says:

      Dann ist es wohl ganz gut, dass ich beim Captain etwas hinterherhinke. Eine Ausgabe vor der Rückkehr oder so. 😉 Welche Miniserie meinst Du? Ich habe das Gefühl, dass Du Dich da etwas verzettelt hast. Und … ja, über Camuncoli sollte man am besten nichts sagen. Nie!

      Hickman und FF scheint so eine Sache zu sein … Irgendwie höre ich ja doch immer viel gutes darüber. Dann aber auch wieder so etwas. Ich werde das wohl weiter unentschlossenerweise auslassen. Oder so.

    2. Stefan says:

      Miniserie: „Captain America: Reborn.“

      http://en.wikipedia.org/wiki/Captain_America:_Reborn

    3. Oliver L. says:

      OK. Die hat aber nichts ersetzt sondern lief nebenher.

    4. Lizard_King says:

      Oliver: Hickmans FF lohnt sich. Ist zur Zeit mit das beste, was Panini aus dem Marvel Programm auf deutsch veröffentlicht.

    5. Oliver L. says:

      Sagst Du! Ich kenne mindestens zwei, die da nicht so begeistert sind … 😉

    6. Stefan Pannor » Blog Archive » Aktuelle Comicrezension (181): ‘Die Muppet Show’ says:

      […] Gründen hat Ehapa allerdings zwei Bände “Muppet Show Special” dazwischen geschoben, die weder von Langridge noch besonders lesbar sind und die Chronologie der Ereignisse der Miniserien […]