Ehapa setzt seine Barks-Hardcover-Edition mit den frühen düsteren Donald-Geschichten fort. Außerdem: Luc Orient macht erst einen auf Perry Rhodan, dann auf Indiana Jones. Mit Nazis und so. Drei Comic-Kurzrezensionen.

Carl Barks
Donald Duck
(Gesamtausgabe 1)

Ich brauche keinen Anlass, um immer wieder Barks zu lesen. Aber ich nehme ihn gern in Kauf.

So wie in dieser voluminösen Hardcover-Reihe, indirekte Fortsetzung der eigenständigen Reihen mit den Onkel-Dagobert-Geschichten und den Enten-Tenpagern von Barks. Wie gehabt chronologisch aufbereitet werden in diesem Fall vor allem die längeren Abenteuergeschichten mit Donald Duck nachgedruckt, die Barks erzählt hat.

Davon zählen vor allem die frühen, wie die in diesem Band, zu meinen Lieblingen. Weniger aus dramaturgischen Gründen – der Slapstick ist noch sehr handlungsbestimmend, die Handlung etwas sprunghaft – sondern aufgrund der Atmosphäre.

Barks leitet, ganz anders als später, jede der Geschichten mit atmosphärischen Titelvignetten ein, die – Polarnacht, Sumpfszenerie – ihre Herkunft vom B-Movie nicht verleugnen können.

Wie im B-Movie hat das oberflächlich reißerische Abenteuer dann auch nihilistische Untertöne. Die poetische Odyssee den Nil hinauf wird zur Meditation über Tod und Auferstehung, das Polarabenteuer endet in der beklemmenden Vision der Schneeblindheit. Und die Schurken schießen noch mit echten Patronen.

Später selten (aber immer wieder, etwa in „Der fliegende Holländer“) konfrontierte Barks seine Enten mit soviel Einsamkeit und grimmiger Ausweglosigkeit wie in diesen frühen Geschichten.

Und dann ist da noch „Piratengold“, der erste von Barks gestaltete Duck-Comic (zusammen mit Jack Hannah, was dieser Band leider verschweigt), aufsehenerregend nicht nur, weil er Bark’s längster Comic überhaupt ist.

Wie Barks & Hannah hier auf nahezu alle Elemente des Comicerzählens verzichten, die zur Entstehungszeit (die Episode erschien 1942) en vogue waren, ist aufsehen erregend. Allenfalls noch Hergé war zu dieser Zeit vergleichbar gut darin, unter fast völligem Verzicht auf Erklärtexte und Konzentration auf das Visuelle Abenteuergeschichten im Comic zu erzählen.

Eine Episode, die ihrer Zeit voraus war und darum heute noch verblüffend modern wirkt. Ein unsterblicher Klassiker.

Ehapa Comic Collection, 192 S.; € 24,99

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Eddy Paape/ Greg
Luc Orient
(Gesamtausgabe Band 4)

Kritische Anmerkungen zur „Luc Orient“-Serie, die bereits in den späten Sechzigern, als sie startete, veraltet gewirkt haben muss, waren neulich hier zu lesen.

Inzwischen rutschen wir in der Gesamtausgabe in die Achtzigerjahre, und die Frage stellt sich: wird’s besser? Nö.

Den Großteil des Bandes bestreitet ein mehrteiliger Zyklus um den zusammen mit ein paar Kumpels aus der französischen Vergangenheit in der Zukunft gestrandeten Orient, der eine Heimat für ein obdachlos gewordenes Alien-Volk finden muss.

Greg zu attestieren, dass er den Zyklus bodenständig schreibt, wäre ein Euphemismus. Am gelungensten ist noch „Der Amboß des Blitzes“, ein Wüstenwelt-Abenteuer mit verblüffenden „Perry Rhodan“-Anklängen. Nicht zuletzt weil hier alle paar Seiten die Szenerie wechselt und Eddy Paape dadurch, zwischen Wüstenlandschaft und Echsenmonster, seinem Affen Zucker geben kann.

Das banale, aber leidlich spannende Jungsabenteuer fliesst in den Folgebänden in den Großzyklus zurück, der alle erzählerischen Schwächen der Serie zelebriert: uninspiriertes Schauplatzhüpfen, gewaltige Logiklöcher, einen pappigen Erzschurken, der genauso unvermittelt auftaucht wie verschwindet und einen finalen Deus ex machina.

Nicht zu vergessen die beinahe einzige Frau in der Serie, Lora (tatsächlich: selbst in seinen Massenszenen zeichnet Paape fast ausschließlich Männer), die wenig anderes kann, als zusehen und sich retten lassen.

Der Verlauf der Serie ist schlagender Beweis dafür, dass es nicht genügt, an einem einmal erfolgreichen Konzept festzuhalten.

Ehapa Comic Collection, 200 S.; € 29,99

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Eddy Paape/ Greg
Luc Orient
(Gesamtausgabe Band 5)

Und Finale. Fast möchte man es Nachklapp nennen, denn ausser einer albenlangen Geschichte enthält der Band nur diverse Kurzgeschichten (von denen eine nicht mal entfernt mit Luc Orient zu tun hat) und ein Fragment.

Das Album ist natürlich das Interessanteste, schon wegen seines Sujets: Luc Orient bei den Nazis. Es stammt aus der Spätphase von Greg, und das erklärt vielleicht, weshalb der angejahrte Autor seitenweise Dinge erklären muss, die sich selbst mäßig versierten Lesern sofort erschließen.

Dass also Orient in die Vergangenheit des Dritten Reichs zeitreisen muss, weil es da ein Foto gibt, auf dem er zu sehen ist; dass es sogar eine Akte dazu gibt, die zwar schon lange bekannt ist, aber noch von keinem der anwesenden Wissenschaftler gelesen wurde, und dass Orient eigentlich nur die in der Akte verzeichneten Stationen ablatschen muss, um heil wieder Nachhause zu kommen.

Das ganze ist ein dröges Pulp-Abenteuer irgendwo im „Indiana Jones“-Fahrwasser, das sich grafisch etwas zu sehr in Gestapo-Uniformen verliebt. Und Lora? Ach, die muss halt mal wieder gerettet werden. Kreativitätsbonus: diesmal vor der Wehrmacht statt vor Aliens.

Zu bemängeln ist neben diversen chronologischen Inkonsistenzen der zusätzlich den band füllenden Erklärtexte die deutsche Redaktion: weder war das Fragment „Die Mauer“ bisher unveröffentlicht (es erschien im „Zack“-Umfeld) noch ist es sinnvoll, die 16 Seiten Manuskript von Greg zur Geschichte stur im französischen Original zu veröffentlichen.

Das ist kein Fehler. Ähnlich verfuhr der Verlag bereits bei „Jerry Spring“ und „Jeff Jordan“. Es ist ärgerlicher Geiz an falscher Stelle bei einem Band, der trotz drastisch verminderten Umfanges dasselbe kostet wie alle anderen Bände der Reihe. Kein schöner Abschluß.

Ehapa Comic Collection, 144 S.; € 29,95

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