Ich habe mal wieder einen Comic übersetzt. „Mein Freund Dahmer“ sind die Erinnerungen eines Comiczeichners, der mit dem Serienmörder Jeffrey Dahmer zur Schule gegangen ist.
Der Band ist beim angesehenen Verlag Walde + Graf erschienen bzw. Metrolit, der zuletzt auch Comics von Harvey Pekar und Chester Brown veröffentlicht hat. Nach dem Break der Klappentext in der von mir übersetzten Fassung (so nicht im Buch zu finden).
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Sie denken, Sie kennen die Geschichte
Jeder hatte so einen Freund in der Schule – den Seltsamen, den Ausgestoßenen, dessen Benehmen befremdend, unterhaltsam, vielleicht sogar alarmierend war. Der, an dem man sich erinnert, nach Jahren noch. Wir lassen ihn hinter uns, wenn wir unseren Abschluß machen, verstauen ihn in unserer Erinnerung, packen ihn weg zusammen mit den Jahrbüchern und anderen Teenage-Memorabilien. Und doch, hin und wieder, fragen wir uns: was wurde eigentlich aus dem?
Ein Mann, aufgewachsen in Ohio, bekam diese Frage beantwortet – von jedem Fernsehsender, jeder Zeitung, jedem Magazin der Welt. Es war der 22. Juli 1991, und Jeffrey Dahmer, sein alter Schulkumpel, wurde wegen der Ermordung von siebzehn Teenagern und jungen Männern festgenommen.
Mein Freund Dahmer ist eine eindringliche Graphic Novel von Derf Backderf, dem preisgekrönten politischen Karikaturisten und Comickünstler. In ihr versucht Backderf seinen Frieden zu machen mit dem Serienmörder in spe, mit dem er Klassenzimmer, Schulgänge und Autofahrten geteilt hat.
Herausgekommen ist ein überraschend teilnahmsvolles Portrait eines verwirrten jungen Mannes, der machtlos gegen die ungeheuerlichen Phantasien ankämpft, die in seinem Verstand gären. Der Rest der Welt sieht Dahmer als herzloses Monster. Nackderf zeichnet ihn als skurrilen Außenseiter, der unterm Strich nur zu menschlich ist. Ein scheuer Knabe auf dem unaufhaltsamen Abstieg in den Wahnsinn, unbemerkt von den Erwachsenen um ihn herum.
Jeder weiß, was Dahmer getan hat. Aber in Mein Freund Dahmer bietet Backderf, aufgrund seiner ungewöhnlichen Perspektive als Mitschüler und Freund, einen fundierten, manchmal auf bizarre Weise komischen Einblick, wie und vor allem wieso Jeffrey Dahmer vom High-School-Außenseiter zum Serienmörder wurde.
So dicht wie niemand sonst nähert sich Backderf der Erklärung des Unerklärbaren, dem grausigen Phänomen Jeffrey Dahmer, Abgangsklasse des Jahres 1978, Serienmörder, Mitschüler und Freund.
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DERF BACKDERF, geboren 1959, wuchs in Richfield, Ohio auf. Nach den in diesem Buch geschilderten Ereignissen und einem kurzen Zwischenspiel an der Kunsthochschule kehrte er in seine Heimatstadt zurück und erlebte die Welt von der Rückseite eines Müllwagens aus, was zur Basis seiner ersten Graphic Novel wurde, Trashed.
Er erhielt ein Stipendium für die Ohio State University und zeichnete politische Karikaturen für die Universitätszeitung. Nach einem Abschluß in Journalismus setzte er diese Tätigkeit nahtlos fort bei einem Blatt in Florida, wurde allerdings nach zwei Jahren gefeuert aufgrund von – wie der Herausgeber es nannte – „allgemeinem Mangel an Geschmack“.
Danach zog es ihn, aus ihm bis heute nicht ganz klaren Gründen, ins ländliche Cleveland, wo er den wöchentlichen Comicstrip The City kreierte, eine raubeinige Mischung aus politischer Satire, schrulliger Kiezbeobachtung und absurdem Humor. Der Strip erschien ab 1990 in der mittlerweile eingestellten Cleveland Edition und danach während seiner zweiundzwanzigjährigen Laufzeit in mehr als hundert anderen Zeitungen.
Booklist nannte Punk Rock and Trailer Parks (die Graphic Novel, die vor Mein Freund Dahmer erschien) „eine der herausragenden Graphic Novels des Jahres“. Ein Auszug erschien in der 2010er-Ausgabe der jährlichen Anthologie The Best American Comics. (Ein Auszug aus The City war in der 2008er-Ausgabe erschienen.)
Backderf war bereits zweimal für den Eisner-Award nominiert und hat eine ganze Reihe journalistischer Preise bekommen, darunter den Robert F. Kennedy Award für politische Karikatur im Jahr 2006. Die Derf Collection, bestehend aus Originalzeichnungen und Skripten aus mehr als fünfundzwanzig Jahren wurde 2009 dem Ohio State University Billy Ireland Cartoon Library and Museum übergeben.
Backderf lebt in Cleveland mit seiner Frau, der Pulitzer-Preisträgerin und Kolumnistin Sherryl Harris, und ihren zwei Kindern. Seine Mutter lebt immer noch in dem Haus, in dem er aufwuchs, wenige Kilometer von Dahmers Haus entfernt.
Mein Freund Dahmer ist seine erste Veröffentlichung in deutscher Sprache.
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„Eine hervorragend erzählte, kraftvolle Geschichte. Backderf benutzt das Medium der Comics überaus geschickt, um von der bizarren und finsteren Welt der Pubertierenden der Siebzigerjahre zu erzählen.“
Robert Crumb
„Fantastisch. Erschreckend. Wunderbar gemacht.“
Alison Bechdel, Autorin und Zeichnerin von Fun Home
„Eine saubere Sache. Die Anfänge des widerlichen Serienmörders Jeff Dahmer erkundet. Aufgepasst – dieses Buch macht Ihnen die Hosen naß.“
James Ellroy, Autor von L.A. Confidential
„Wenn Sie die verstörende Geschichte eines gestörten Teenagers lesen wollen, wird Mein Freund Dahmer Ihren bizarren Wunsch erfüllen. Tatsächlich aber geht es in diesem Buch um viel mehr viel wichtigere Dinge: die festgefahrene Seltsamkeit der Siebzigerjahre in den Vorstädten; was es bedeutet mit jemandem befreundet zu sein, den man eigentlich nicht mag; wie man sich klarmacht, warum schlimme Dinge geschenen; und wie man Mitgefühl mit denen hat, die es eigentlich nicht verdienen.“
Chuck Klostermann, Autor von Nachteulen und Fargo Rock City
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Derf Beckderf
Mein Freund Dahmer
Aus dem Englischen von Stefan Pannor
14,5 × 21,5 cm
Gebunden
224 Seiten / 4-farbig
ISBN 978-3-8493-0048-7
APRIL 2013
22,99 €
August 7th, 2013 at 20:57
Den habe ich mir heute übrigens gekauft. Wehe, der taugt nichts! 😛
August 9th, 2013 at 12:39
Das Nachwort geht schon okay. 😛
August 15th, 2013 at 20:22
Ich bin gespannt. Noch immer. Man kommt ja zu nichts … -_-
Mai 14th, 2014 at 00:13
[…] Trend: mindestens vier True-Crime-Comics sind in den letzten 12 Monaten erschienen. Neben Backderfs „Mein Freund Dahmer“ und „Vassmers Bruder“ von Peer Meter (dazu später mehr) die Geschichte des „Green River […]