Am 11. Mai ist wieder Gratis-Comic-Tag. Wie in jedem Jahr bringe ich vorab ein paar kurze, launische, absolut nicht vollständige und ganz und gar subjektive Besprechungen einzelner Titel.
Diverse
U-Comix (Undergroundcomix)
Das Piraten-Heft der Undergroundcomix-Macher war einer der Höhepunkte des GCT 2012. Was also lief so furchtbar schief, dass der erwartete Neustart der „U-Comix“ von den selben Leuten so unangenehm medioker geworden ist?
Vielleicht der Erwartungsdruck? U-Comix, in den Achtzigerjahren mit Leuten wie Shelton, Crumb, Moers oder Ralf König am Start, war stilprägend für die Vorstellung von Independent-Comics. Allerdings vor einem Vierteljahrhundert. Seitdem hat sich der Comic weiterentwickelt.
Dieser Weiterentwicklung zollt das Heft keinen Tribut. Als könnte man es nicht moderner (dabei kann man es) wanzen sich die Zeichner und Autoren an die angestaubte Vorstellung von Underground- als Kiffer- und Tittencomic ran, wovon schon das Cover beredt Zeugnis abgibt. (Das sich freizügig bei Daft Punk bedient.)
Immerhin, Gilbert Shelton ist dabei, mit zwei halbwegs neueren Comics und einem Interview. Ein bißchen wie früher. Nur, mit Retro startet man nicht in die Moderne. Es sei den machern dringend angeraten, sich nicht vom großen Namen, den „U-Comix“ hat, erschlagen zu lassen, und sich inhaltlich freizuschwimmen.
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Diverse
That’s Entertainment (T 3)
Was „U-Comix“ sein könnte, naja zumindest ein wenig, zeigt dieses Heft des Frankfurter Comicladens T3.
Da muss man nicht mal Namedropping machen, obwohl es jedem Heft gut ansteht, Autoren wie Dietmar Dath und Andreas Platthaus dabei zu haben. Was das Heft so toll macht, ist neben dem übergroßen Format die Freiheit der Zeichner, die wohl irgendwie unter der Prämisse „mach mal was zu Comics“ mehrheitlich ganz hervorragende, ironisch-sarkastische Episödchen abgeliefert haben.
Das ist (okay, jetzt doch Namedropping: Wolfgang Büchs, Asja Wiegand, Ingo Römling) genau da, wo der einheimische Indiecomic grade stattfindet, und hat seine Wurzeln deutlich in der Szene der Comicblogger, wo aktuell die kreativsten Comicmacher herkommen.
Ein tolles Heft, nur wie man außerhalb Frankfurts da rankommt, keine Ahnung.
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Melanie Schober
Skull Party (Carlsen)
Ich halte Melanie Schober immer noch für eines der interessantesten Talente des deutschsprachigen Comics, da bin ich eisern. Auch wenn mich „Skull Party“ ratlos zurücklässt.
Es ist nicht gut, wenn man nach achtundzwanzig Seiten Comic nicht mal ahnt weiß, worum es geht. So hier: irgendwas mit Venedig, virtuellen Welten, Drogen (Matrix?) und teenage rebellion.
Leider sind auch die Anmerkungen der Redaktion eher nichtssagend: ein „spannender Science-Fiction-Fantasy-Thriller“ ist alles, was der Leser zu „Skull Party“ erfährt. Ich hatte zeitweise das Gefühl, eher eine Komödie zu lesen.
Während die Graphic-Novel-Redaktion ihre Gratis-Hefte mit zusätzlichen redaktionellen Inhalten vollhaut, bleibt der Manga-Leser, jedenfalls bei „Skull Party“, weitgehend alleingelassen. Schade.
Und wo gibt es diese Hefte? Hier.
Die Artikel zum Gratis-Comic-Tag 2013:
Die Artikel zum Gratis-Comic-Tag 2012:
Die Artikel zum Gratis-Comic-Tag 2011:
Die Artikel zum Gratis-Comic-Tag 2010:
Rezensionen gefördert mit freundlicher Unterstützung der Comic Combo Leipzig, mit Ausnahme von „That’s Entertainment“, gefördert durch T3 Frankfurt.
Mai 12th, 2013 at 11:47
Stephan,
letztes Jahr nanntest Du mein Titelbild dämlich, diesesmal behauptest Du, ich hatte mich irgendwo großzügig bedient. Wenn Du eine Uhr am Handgelenk trägst, und ich schonmal eine ähnliche Uhr woanders gesehen habe, dürfte ich daraus schließen, dass Du Deine Uhr dort geklaut hast?
Dein persönlicher Geschmack und möglicherweise eingeschränkes Verständnis für Komposition, Blickführung und Kommunikation mit dem Leser sind Deine Sache.
Respektlosigkeiten, weil ich vielleicht einmal einem Deiner Kollegen auf die Füße getreten habe oder aus anderen Gründen, sind aber nicht sonderlich smart.
Sicher kannst Du nachvollziehen, dass es viel Idealismus und Opferbereitschaft an Zeit und Geld braucht, sich für die Comic-Nachwuchsszene einzusetzen und diese gegen den Widerstand gewinnorientierter Händler und elitärer Szenepäpste zu verlegen.
Du scheinst Dich doch auch für die Entwicklung der heimischen Comicszene zu begeistern – Mich da widerholt “anzupissen” finde ich so ärgerlich, lächerlich und unnötig, wie der Kampf zwischen Veganern und Vegetariern.
Besten Gruß
Steff Murschetz
Mai 12th, 2013 at 13:12
Das T3 kriegt man als PDF, immerhin
http://t3ffm.files.wordpress.com/2013/05/t3-comic-2013_komplett.pdf
Mai 12th, 2013 at 13:15
Ab sofort gibt es „That’s Entertainment“ als kostenlose PDF hier:
http://t3ffm.wordpress.com/2013/05/10/thats-entertainment-als-pdf/
Damit auch Nicht-Frankfurter sehen können, dass wir im Rhein-Main-Gebiet eine sehr vitale Comicszene haben, und Stefan mit seiner Besprechung völlig richtig liegt 😉