Weihnachten in Comicland. Wie feiern Comicfiguren Weihnachten? Feiern sie es überhaupt? Ein kleiner Rundumblick. Heute: die Schlümpfe. Die feiern eigentlich gar nicht Weihnachten – aber auf obskure Art tun sie es dann doch.

Die Basis der belgischen Comics ist erzkatholisch. Der berühmteste Comic des Landes, „Tim & Struppi“, entstand für die Kinderbeilage der katholischen Tageszeitung „Le XX. Siecle“ und erschien später in Buchform bei Casterman – einem Verlag, der sein Geld zu der Zeit vor allem mit konfessionellen Titeln verdiente.

Genauso beim konkurrierenden Verlagshaus Dupuis. In dessen Comicmagazin „Spirou“ reüssierten Figuren wie Spirou & Fantasio, Lucky Luke, Gaston und die Schlümpfe. Peinlich genau achtete der katholische Verlagsgründer Charles Dupuis darauf, dass die Sonderausgaben des Magazins zu Weihnachten und Ostern religiös einwandfreies Material enthielten.

Eine von vielen Zeichnern ungeliebte Pflicht. André Franquin etwa musste 1957 sein laufendes Spirou-Abenteuer „Das Nest im Urwald“ für einen handlungsmäßig deplatzierten Weihnachtsgruß unterbrechen, der dementsprechend in späteren Nachdrucken ersatzlos wegfiel. Später revanchierte er sich mit extrem antiklerikalen Karikaturen im verlagseigenen Satiremagazin „Le Trombone illustré“.

Auch „Lucky Luke“-Zeichner Morris war nicht glücklich, als er eine Kirche europäischer Bauart in ein Westernmotiv zeichnen musste, nur weil gerade Weihnachten war.

Einer, der zumindest leidlich aus Überzeugung Weihnachtsgeschichten und -titelbilder ablieferte, war der „Schlümpfe“-Erfinder Pierre „Peyo“ Culliford. Selbst katholisch erzogen und regelmäßiger Kirchgänger, schrieb und zeichnete er ab 1952 die Serie „Johann und Pfiffikus“ um die Abenteuer eines Knappen. Aus ihr gingen nicht nur 1958 die Schlümpfe hervor, ursprünglich als einmalige Nebenfiguren gedacht.

Sie war mit ihrer romantisierten Mittelalterdarstellung auch gradezu prädestiniert für Geschichten mit christlichen Motiven. Eine Handvoll Weihnachtscomics und diverse dazu passende Cover gestaltete Peyo demenentsprechend durchgehend bis 1957. Danach legte er sein Engagement für Johanns Abenteuer sukzessive auf Eis und widmete sich fast ausschließlich den deutlich erfolgreicheren Schlümpfen.

Mit denen war er in der Lage, milde Satiren auf menschliche Schwächen zu erzählen. Aber obwohl sich das Thema des kommerzialisierten Weihnachtsfestes dafür anbietet und sich die Schlümpfe und Johann & Pfiffikus grundsätzlich den selben mittelalerlichen Hintergrund teilen, hat Peyo nur einen einseitigen Kurzcomic mit den Schlümpfen zum Thema Weihnachten selbst gezeichnet. Zu sehen sind sieben Schlümpfe und was sie zu Weihnachten bekommen.

Was war zuerst da, die Schlümpfe oder Peyos Abwendung von der weihnachtlichen Mythologie? Man weiß es nicht. 1967 zeichnete er ein allerletztes „Spirou“-Weihnachtscover, dann bis zu seinem Tod 1992 nie wieder. Es zeigt Johann und Pfiffikus, offenbar auf dem Weg zur Christmesse. Ganz klein zu ihren Füßen eine Handvoll Schlümpfe.

Was die Comics nicht hergaben, musste das Fernsehen tun. Zwei Weihnachtsspecials und zwei Episoden mit Weihnachtsthema entstanden in den Achtzigerjahren für die „Schlümpfe“-Trickfilmserie der Hanna-Barbera-Studios, eine davon grob basierend auf einem „Johann & Piffikus“-Comic.

Ein weiteres animiertes Special erschien im Umfeld des „Schlümpfe“-Films von 2011, eine Mixtur aus CGI und klassischer Animation, in der einmal mehr die Geschichte von Dickens‘ Ebenezer Scrooge nacherzählt wird.

Das heißt nun nicht, dass es keine Weihnachtscomics mit den Schlümpfen gibt. Das seit Peyos Tod von dessen Erben betriebene Comicstudio zeigt sich rührig. Inzwischen entstanden dort weit mehr Schlumpfcomics als zu Peyos Lebzeiten.

Darunter eine Vielzahl weihnachtlicher Comics. Die haben nun weder mit Charles Dupuis‘ katholischen Ansichten etwas an der Schlumpfmütze noch mit Peyos sanfter Satire. Größtenteils sind es harmlose Garne um Weihnachtsbäume und Bescherungen. Allerdings sind sie, so wie das oben erwähnte Weihnachtsspecial, immerhin niedlich anzusehen.

Tips:

  • Diverse: Aus der Welt der Schlümpfe, Bd. 2: Schlumpfige Weihnachten
    Splitter Verlag/ Toonfish, 48 S.; €12,95
    ISBN: 978-3-86869-931-9
  • Film: Eine schlumpfige Weihnachtsgeschichte
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