Weihnachten in Comicland. Wie feiern Comicfiguren Weihnachten? Feiern sie es überhaupt? Ein kleiner Rundumblick. Heute: Superman und der Weihnachtsmann und der zweite Weltkrieg.

Endlich war Frieden. Wir schreiben Weihnachten 1945. Superman, nein eigentlich Clark Kent, aber das ist ja dasselbe, besucht eine Feier für Kinder, die der Krieg von ihren Eltern entfernt hat. Ach, gäbe es doch nur einen echten Weihnachtsmann, der sie zu ihren Müttern und Vätern… aber klar, den gibt es. Und er kann fliegen.

Kann man sich ein unweihnachtlicheres Genre denken als den Superheldencomic, mit seiner erzählerischen Basis aus „Paff“ und „Pow“ und Männern in Strumpfhosen? Und dennoch gehört der Weihnachtscomic zu den festen Traditionen der Superheldenverlage Marvel und DC, die hunderte solcher Geschichten seit Bestehen veröffentlicht haben.

So wie diese hier, tatsächlich im Dezember 1945 erschienen und etwas sperrig „Superman spreads Joy around the Globe“ betitelt. Superman macht sich also auf, die Kinder nach dem Krieg zu ihren Eltern zurückzubringen, in Spanien, China, Holland, Frankreich. Alles in einer Nacht, so wie der Weihnachtsmann. Im Schlepptau einen Rosinenbomber voller Geschenke.

Dabei teilt sich Superman mit Santa Claus grade mal das S im Namen. Und vielleicht noch den markanten roten Umhang, beim einen ein Mantel, beim andern ein Cape. 1938 erfunden, ist er deutlich eher als Reaktion seiner beiden Schöpfer Joe Siegel und Jerry Shuster zu lesen, auf die Nachrichten von der eskalierenden Judenverfolgung in Europa. Beide waren Juden.

Superman, dessen Herkunftsgeschichte sie gleich in der allerersten Episode erzählen, basiert deutlich auf der Moses-Erzählung des alten Testaments. Er ist ein Ausgesetzter und letzter Überlebender einer außerirdischen Rasse, auf der Erde gestrandet, an Sohnes statt von einem Farmerpaar großgezogen.

Diese überdeutliche Metapher auf den alttestamentarischen Befreier des jüdischen Volkes war freilich das Maximum an Subversion, das ihnen der Verlag gestattete. Ansonsten hatte sich Superman an die Regeln der weißen christlichen Mehrheit zu halten. Offiziell ist Superman Methodist. Er feiert Weihnachten, nicht Hannukah.

1940, in der für ein Kaufhaus entstandenen Geschichte „Superman’s Christmas Adventure“, vermutlich zugleich der erste Superhelden-Weihnachtscomic überhaupt, trifft Superman auf den Weihnachtsmann und bringt einem kleinen Jungen bei, dass man sich gefälligst über jedes Weihnachtsgeschenk zu freuen habe. Wie praktisch: der Weihnachtsmann produziert in dieser Geschichte Superman-Puppen. Die man im Kaufhaus des Sponsors des Heftes kaufen konnte.

Diese ein wenig plumpe Gefühligkeit blieb der Figur an Weihnachten erhalten. Während sich Wonder Woman, so wie viele Superhelden dieser Zeit, sogar an Weihnachten 1943 mit Nazis herumschlagen musste („Donnerwetter! I shoot und der Bullets do not hurt her!“), wurde Clark Kent 1944 in direkter Fortsetzung seines ersten „Christmas Adventure“ an die Pazifikfront geschickt – und trifft dort auf Santas Weihnachtselfen.

Weihnachten 1945 aber kommt ohne diesen esoterischen Humbug aus. Superman bringt nicht nur alle Kinder zu ihren Eltern zurück. Sondern rettet nebenher noch eine Familie aus einem alaskanischen Blizzard und lernt etwas über chinesische Höflichkeit.

In der Sowjetunion schließlich baut er einen gewaltigen Weihnachtsbaum auf (atomar beleuchtet!), bringt einem kriegsgebeutelten Dorf Lebensmittel und wird als „Towarischtsch Superman“ angeredet. Er freut sich: „Towarischtsch, das heisst Kamerad! Alle Menschen sollten Kameraden sein!“

Für die nächsten vierzig Jahre war so eine Geschichte unwahrscheinlicher als die vom Weihnachtsmann.

Weihnachten bei…

  • …den Peanuts
  • …Dagobert Duck
  • …den Schlümpfen
  • …Superman
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