Die Situation im Kongo findet in Deutschland allgemein kaum Beachtung. Ein Buch wie „Emilio Tasso“, das von den ersten Tagen des dritten Kongokrieges handelt, will hier Abhilfe schaffen – und schafft das auch, wenigstens zum Teil.

Nein, dies ist keine Reportage. Auch wenn es im Untertitel steht. Bühler schreibt es im Nachwort selbst: „Nicht alles (…) ist erfunden.“ Was den Carlsen-Verlag geritten hat, dennoch den irreführenden Untertitel einer „Abenteuerreportage“ zu wählen, weiss ich nicht.

„Emilio Tasso“ behandelt, und das ist lobenswert, die Situation im Kongo. Das ist ein viel zu wenig beacktertes Feld im deutschen, vielleicht sogar internationalen Journalismus: der jahrzehntelange Krieg im Ostkongo schafft es kaum einmal in die vorderen Minuten der Fernsehnachrichten oder auf die Titelseiten der Zeitungen.

Die Erzählung, die hier zu lesen ist, beruht durchaus auf Tatsachen: der Autor war 2006 als Journalist im Kongo. Damals hatte grade der sogenannte dritte Kongokrieg begonnen, der wenig anderes war als die Fortsetzung der vorherigen Kriege. Der reale Hintergrund gibt der Erzählung ein angemessen dokumentarisches Gepräge, verstärkt durch die Details: den Arten, in einem Kriegsgebiet von A nach B zu kommen, dem Verhalten der Einwohner gegenüber Fremden, der alltäglichen Behinderung und Gefährdung der Presse. Der beiläufigen Erwähnung, was ein Menschenleben wert ist: eine Handvoll Dollar.

Warum nur hat man es nicht dabei bleiben lassen? Dann kommt die Geschichte um die die im Kongo verschollenen Möbel des letzten belgischen Königs des Kongo ins Spiel. Gemeint ist hier König Baudoin, nicht der berüchtigte „Kongoschlächter“ Leopold I.. Der sich daraus entspinnende Plot ist so künstlich wie störend.

Die Erzählung gleitet hier ab in unangenehme Fernsehfilmdramaturgie, genau wie zuvor schon Arne Jyschs „Wave and Smile“. Als wäre die Realität nicht interessant genug, wird ihr ein Drama aufgeklatscht, das keines ist: die Suche nach ein paar verrotteten Möbeln im Urwald, die Konspiration mit Kollegen, der Kampf gegen den Geheimdienst.

Das Queste-Konzept belastet den Comic mehr als es ihn bereichert. Der ist da am stärksten, wo Bühler Alltag schildert, wo Röttgers Alltag zeichnet. Journalismus ist stark, wenn er auch wirklich Journalismus sein darf, das sieht man an diesen Sequenzen.

Und er ist schwach, wenn er sich selbst aufgibt. Nein, dies ist keine Reportage. Es hätte eine sein sollen.

Alexander Bühler/ ZAZA Uta Röttgers: Emilio Tasso
Carlsen Comics; 160 S.; €17,90

Comments are closed.