Neues von Lucky Luke: in klarem Rythmus erscheinen abwechselnd lange und kurze Abenteuer des ewig in den Sonnenuntergang reitenden Cowboys. Im jüngsten davon kriegen die Daltons einen Verwandten – mal wieder.

Allmählich etabliert sich ein Rythmus in der Lucky-Luke-Serie: auf ein langes Abenteuer folgt eine Sammlung mit kurzen Episoden. Zwei sogar, aber der hier zwischengeschobene Band „Ein Menü mit blauen Bohnen“ enthält ausschließlich bereits in Deutschland veröffentlichtes Material, im Gegensatz zu den anderen Titeln.)

Dabei etabliert sich leider auch ein anderer Rythmus. Nämlich dass man den einen Band braucht und den anderen nicht. Achdé, weiterhin Hauptzeichner der Serie seit Morris‘ Tod, produziert nämlich jede Menge One-Pager. Die haben einen stark edukativen Charakter, was bei Funnies selten gut ist: Achdé erklärt Bräuche, Eigenarten und Personen des Wilden Westens, wie sie historisch belegt sind, mittels reichlich flauer Witze.

Der One-Pager hat in Frankreich eine extrem starke Tradition, Autoren und Zeichner wie Peyo, Franquin und Goscinny haben hier Meisterwerke produziert. Unter den neueren Serien, die zumindest dem Charakter nach stark auf die Einzelseite hin komponiert und brillant sind, wären zumindest Serien wie „Lou“, „Ernest und Rebecca“ und „Hey, Schwester“ (alle dt. bei Tokyopop) zu nennen.

Dass die Onepager von „Lucky Luke“ hier so wenig zu gefallen wissen, ist also nicht nur an und für sich schade, sondern auch, weil es sich eben um eine der großen Traditionsserien handelt, die innerhalb der eigenen frankobelgischen Tradition versagt.

Dass es auch anders geht, beweist einmal mehr und immer wieder das neue lange Abenteuer. „Meine Onkel, die Daltons“ ist so ein Ding, das wir schon mehrfach hatten: ein mehr oder minder krimineller Verwandter der Daltons taucht auf, stößt auf seine kriminellen Verwandten und Lucky Luke reitet als Kindermädchen mit. „Ma Dalton“ steht in der Tradition, ebenso „Marcel Dalton“.

Das Skript dazu schreibt sich, weil alle Figuren und deren Eigenschaften fest etabliert sind, wie von allein. Routiniert reihen sich die Absurditäten, die sich aus den verschiedenheiten der Figuren aneinander.

Natürlich, das Genius von Gsocinny als Autor erreicht dieser Band nicht. Das hat keiner seit dessen bedauernswertem Tod 1976. Allerdings steht „Meine Onkel, die Daltons“ in der Reihe jener soliden, grundsätzlich mit Amüsement und diesem oder jenem Glucksen gut lesbaren Lucky-Luke-Alben, die die Tradition der Serie bestens verwalten.

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