Naheliegend: zum Shakespeare-Jahr eine Kollektion Disneyscher Shakespeare-Comics. Verblüffend: es sind doch recht wenige. Kann man erklären, warum?

Literarische Werke zu disneyfizieren, hat vor allem in Italien Tradition, wo der ungeheure Hunger einer Vielzahl von seitenstarken Publikationen schnell dazu führte, sich aus allen verfügbaren Quellen beim Finden neuer Plots zu bedienen.

Seinen Ursprung hat das, wie Vieles in den italienischen Comics, bei Floyd Gottfredson, der in seinen Strips der Dreissiger- und Vierzigerjahre schon Hommagen an Robin Hood und Robinson Crusoe produzierte. Anders als bei dem relativ selbständigen barks verortete Gottfredson seine Comics damit in einem größeren kulturellen Raum, dessen innere Vibrationen er aufgriff und denen er folgte.

Von den zur Verfügung stehenden Quellen für Adaptionen (praktisch die ganze Weltliteratur, sofern das Urheberrecht auf sie abgelaufen ist) ist Shakespeare sicher der am wenigsten zugängliche. Nicht nur wegen der Sprache, die zwangsläufig vereinfacht werden muss in einer Comicadaption, die sich an Leser eines viel breiteren Altersspektrum richtet als die originalen Stücke des Briten.

Sondern vor allem, weil in den komplexen Plots ungeheuer viel gestorben wird. Der Tod ist immer noch ein Tabuthema in Disney-Comics, an das nur selten gerührt wird. Wer Shakespeare adaptiert, muss also entweder auf jene Stücke zurückgreifen, in denen nicht gestorben wird („Ein Sommernachtstraum“) oder sich mehr oder weniger kreativ um das Sterben herummogeln.

Wie sehr das mißglücken kann, sehen wir im vorliegenden Band bei „Don Romuel und Julia“. Die Geschichte reduziert nicht nur den ganzen zugrundeliegenden Konflikt auf zwölf Seiten. Sie bietet auch ein Happy-end, das mehr als erzwungen ist.

Dass es glücken kann, zeigt dagegen der bereits erwähnte „Sommernachtstraum“, hier als „Zaubereien im Elfenwald“ nicht nur angenehm genau auf das bestehende Figurenpersonal der Ducks eingerichtet, sondern von Peter Daibenzeiher auch mit einer Vielzahl Shakespeare-Zitate und sprachlicher Parodien übersetzt.

Wie sowieso so vieles in Disney-Comics mit der Übersetzung steht oder fällt. Gudrun Penndorf, der wir auch die „Asterix“-Übersetzungen verdanken, macht aus dem Duck-Hamlet einen burlesken Minnegesang. Und andererseits: „Romussel und Gloria“ (noch eine „Romeo und Julia“-Adaption) scheint nicht einmal zu bemerken, dass es in shakespearscher Tradition steht, so öd und fad ist der Text.

Der Untertitel verspricht „Duckspeares gesammelte Werke“. Der Band ist mit zweihundertfünfzig Seiten relativ schmal. Sollte es sich dabei tatsächlich um die Gesamtheit aller Shakespeare-Adaptionen handeln, kann man annehmen, dass den Comic-Autoren die Probleme selbst bewusst sind.

Shakespeare, der auf der Bühne und im Film unentrinnbar ist und seinen Nachhall selbst noch in modernen Fernsehserien wie „Sons of Anarchy“ hat, entzieht sich der Comic-Adaption (mir sind auch abseits von Disney kaum brauchbaren Adaptionen bekannt, allerhöchstens Neil Gaimans Shakespeare-Episoden im „Sandman“). Dass die Geschichten in diesem Band nur in geringer Zahl zu überzeugen wissen, kann man also weniger den Machern der Comics vorwerfen – es scheint ein grundlegendes Problem mit Shakespeare zu sein.

Diverse
Duck oder nicht Duck – Duckspeares gesammelte Werke
Egmont, 256 S.; €19,90

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