Relativ überraschend erschien im Dezember doch noch meine Übersetzung des zweiten Bandes von „Hip Hop Family Tree“ bei Metrolit/ Aufbau. Leider nicht enthalten waren die Anmerkungen, die ich für einige schwieriger zu übersetzende Passagen verfasst habe. Darum an dieser Stelle, vor allem für die, die den Band haben (egal in welcher Sprache): der Rest vom Übersetzerfest.

Vorwort
„Superman vs. Muhammad Ali“ erschien 1978 bei DC Comics, konnte allerdings jahrzehntelang aus rechtlichen Gründen nicht nachgedruckt werden. Jack Kirby, der aufgrund seines dynamischen Stils und seines gewaltigen Outputs als Gott der Comics in der US-Szene verehrt wird, arbeitete von 1958 bis 1970 für Marvel. Er kreierte nicht nur Black Panther, sondern auch eine Vielzahl weiterer Figuren, darunter die Fantastic Four (die auf den Hip Hop ebenfalls einen gewissen Einfluss hatten).

S. 10
„Jump on it“: die Sugarhill Gang springt auf den Trend auf.

S. 11
Blowfly parodiert „Sittin‘ on the Dock of the Bay“von Otis Redding. Rudy Ray Moore erzählt die Geschichte des unaustehlichen Dolemite, der sich mit einer Braut mit Filzläusen einlässt. Der Zehn-Minuten-Monolog erschien zuerst auf Platte und wurde dann abendfüllend verfilmt.

S. 12
Rick Rubin zitiert „I’m eighteen“ von Alice Cooper.

S. 13
Colt 45 ist ein hochprozentiges Lagerbier.

S. 14
Iceberg Slim war ein schwarzer Zuhälter und Romanschriftsteller. Ice-T rezitiert hier allerdings nicht ihn, sondern sich selbst, mit Reimen, die er angeblich schon auf der High School verfasst hat.

S. 16
Elija Muhammed, Gründer der Nation of Islam, riet seinen Anhängern, mehr gestampfte Bohnen (sprich: Hummus) zu essen, weil die gesünder sind. Daraus wurde dann die Tradition der Bohnenkuchen bei Nation-Treffen.

S. 24
„A to the K“: Slangausdruck für das Sturmgewehr AK-47, auch bekannt als Kalaschnikow. „A to the C“: Ich zähl bis drei.

S. 25
Frank Stella: bedeutender Vertreter der sogenannten „analytischen Malerei“, die jede Nähe zur realen Welt ausschliessen wollte. Im Hintergrund des Panels sind zwei seiner Bilder zu erkennen.

S. 26
Funky Four plus One: siehe Band 1, S. 90.

S. 29
Die vier Avenues A bis D formen die sogenannte Alphabet City in Manhattan. Avenue A ist am besten situert, Avenue D ein Problemviertel mit vielen Sozialbauten und hoher Kriminalität. Busy Bee fordert sein Publikum auf, sich vorzustellen, die eine Hand wäre der Kindsmörder Williams, und mit der anderen würden sie draufdreschen.

S. 30
Rammellzee trat in der Öffentlichkeit fast ausschließlich maskiert auf.

S. 37
Bei den Minstrel-Shows schminkten sich weiße Künstler schwarz und karikierten in Liedern und Sketchen das Leben der Schwarzen, wie sie es sich vorstellten. Trevor Horn ist Ko-Autor des Stücks „Video killed the Radio Star“ und hat als Musikproduzent den Popsound der Achtziger entscheidend geprägt.

S. 40
Eine typische Vinylsingle kostete zu dieser Zeit zwischen $1,50 und $2,00 im Laden.

S. 41
Der Fachbegriff lautet „Payola“: wenn ein Radio-DJ Geld annimmt, um eine bestimmte Platte im Radio zu spielen.

S. 42
Thomas Dolby hatte im Jahr davor selbst einen großen Hit: „She blinded me with Science“.

S. 45
Zu DJ Run: Siehe Bd. 1, S. 7.

S. 49
Compton ist ein Vorort von Los Angeles. Die Firma Daytons produziert extrem stylische Autoräder.

S. 50
Die Gong-Show war eine Talentshow im US-Fernsehen. Der „unknown comedian“ tratt darin regelmäßig mit einer Papiertüte über dem Kopf auf. Sassy Adams ist eine Edel-Schuhmarke.

S. 56
Der schwarze Bürgerrechtler Malcolm X wurde im Februar 1965 erschossen.

S. 57
Kurtis Blow wüsste, ob es Filialen der Fast-Food-Kette TJ Swann in Europa gibt. Siehe Bd. 1, S. 54!

S. 59
Olde E bzw. Olde English 800 ist ein hochprozentiges Bier.

S. 61
Wie es in „Spoonin‘ Rap“ heisst: „I’m MC Spoonie Gee, I wanna be known as the metropolitician on the mikrophone“.

S. 62
Das stimmt: der deutsche Klaus Nomi war nicht nur brillanter Countertenor (und ein Pionier der elektronischen Musik), sondern auch gelernter Konditor. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen war er schon deutlich von HIV gezeichnet.

S. 68
Die Bhagavad Gita ist eine Lehrensammlung des Hindusimus.

S. 69
Der Yoyogi-Park liegt in Tokyo. Bosozokus sind japanische Autotuning-Liebhaber.

S. 70
Scooby Doo: gemeint ist nicht die Trickfilmfigur, sondern der Dance-Move. Und ein Goofy ist in diesem Fall ein Trottel, keine Disney-Figur.

S. 73
George „the Kingfish“ Stevens, zwielichtige Figur aus der Sitcom „Amos’n’Andy“, bekannt für ihre exaltierte Sprechweise. Tom Carvel ist Gründer der nach ihm benannten Eisdielen-Kette.

S. 76
Samo ist Basquiats Strassenname. Basquiat starb 1988 an einer Überdosis.

S. 84
Sylvia Robinson, der auch Verbindungen zur Mafia nachgesagt werden, hatte Ed Dahlmann angeboten, ihm eine Limousine rüber zu schicken, und dann auf einer langen Autofahrt mal in Ruhe zu reden.

S. 85
Peabo Bryson ist ein amerikanischer Soulsänger. Sehr soft, sehr schnulzig.

S. 91
Die Fever-Believer sind die eingefleischte Stammkundschaft des Disco Fever.

(c) Stefan Pannor

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