Voluminös soll es sein: im Gefolge der Graphic Novel erscheinen Comics immer öfter in immer umfangreicheren Editionen für den Buchhandel. Auch vor den klassischen Disney-Comics macht der Trend nicht halt.

Längst hat der Graphic-Novelismus Entenhausen erreicht. Von wenigen Ausnahmen abgesehen (Don Rosas Biografie von Dagobert Duck, einige Mehrteiler im Lustigen Taschenbuch) bedeutet das freilich nicht, dass überlange Erzählungen zu Donald oder Micky erscheinen.

Vor allem werden die vertrauten Kurzgeschichten in voluminösen, mehr als vierhundert Seiten starken Bänden unter einem Oberthema versammelt. Haptisch ist das sicher angenehm, auch gestalterisch sind die Bände in der Regel geglückt. Dennoch muss man fragen, wohin hier die Entwicklung gehen soll.

Denn das da ein Oberthema ist, heisst nicht, dass dieses Thema dann auch ausgeleuchtet wird. Die unter dem Obertitel „Das schlaue Buch“ und dem Untertitel „Die Geheimnisse des Fähnlein Fieselschweif“ kompilierten Geschichten etwa spielen zwar vordergründig im Milieu von Entenhausens bekanntester Jugendorganisation.

Aber sie vertiefen unser Verständnis nicht, weder von der Organisation an sich noch von der (durchaus wechselhaften) Darstellung über die Jahrzehnte. Während es im Comic ein weiter Weg war von der ersten Erwähnung bei Barks über die erste eigene Heftreihe bis zu den modernen italienischen Disneycomics, und eben auch ein weiter Weg von den Vierzigerjahren und den USA, als und wo das Pfadfindertum in voller Blüte stand, bis zur mitteleuropäischen Gegenwart, in der Pfadfinder kaum eine Rolle spielen. So zusammengestellt, gelangt in diesem Band alles zu einer seltsamen, auch in sich widersprüchlichen Gleichzeitigkeit, die alles will und nichts erklärt.

Ähnlich in „Donald Duck – Sein Leben, seine Pleiten“. Der Titel fraglos eine Anspielung auf Don Rosas „Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden“ ist schon in sich etwas paradox. Ist doch Donald, entgegen der Gerüchte, eben nicht der ewige Verlierer – nicht bei Barks, noch weniger bei den modernen Europäern. Er ist einer, der mal scheitert und mal nicht – das macht seine Zugänglichkeit aus, nicht das Klischee vom ewigen Verlierer.

Der Band belegt dann auch, entgegen seines Titels, mehrmals einen Donald, der die Oberhand behält – sich gegen das „widrige Geschick“ zumindest mit durchgedrücktem Rückgrat behauptet. Ebenso wie die Pfafdinder vom Fähnlein Fieselschweif, selbst wenn wir deren „Geheimnisse“ (welche auch immer das sein sollen) nicht erfahren, in den meisten Fällen zumindest moralisch Sieger bleiben.

Man kann darum auch nicht sagen, dass diese Bände schlecht sind. Der Anteil an mittelmässigen Episoden bleibt erfreulich gering (häufig sind es vor allem die italienischen Geschichten, die enttäuschen). Barks findet, natürlich, statt, die neuen Meister Jippes, Rota und van Horn, und der bessere Teil des hyperproduktiven Vicar. Das macht viel Spaß.

Nur stehen diese Bücher in eher begrenztem Umfang zu dem, was ihre Titel versprechen. Langfristig betrachtet steuern sie damit in eine Sackgasse, weil die Geschichtenauswahl beliebig erscheint. In der Kompilation „Der große Duckhaus“ (wunderschön im klassischen Lexikon-Gepräge gestaltet) finden sich Geschichten, die man ebenso im Fieselschweif-Band oder in dem zu Donald Ducks vorgeblichen Pleiten finden könnte und vice versa.

Je mehr Bände erscheinen (und es werden wohl noch einige sein), desto mehr wird diese Beliebigkeit ins Auge fallen, die weder den Themen noch den versammelten Zeichnern gerecht wird.

Und dennoch: ein langer Comicroman mit Donald Duck, das wäre doch mal was…

Das Schlaue Buch – die Geheimnisse des Fähnlein Fieselschweif, Egmont, 432 S.; € 29,99
Donald Duck – Sein Leben, seine Pleiten, Egmont, 416 S.; € 29,99
Der große Duckhaus – Entenhausen von A bis Z, Egmont, 408 S.; € 29,99

Comments are closed.