Queen & Country 8Im Abstand von nur wenigen Wochen haben zwei Projekte ein Ende gefunden, die mich lange, zum Teil über Jahre, beschäftigt haben. Und ich hoffe und denke, es sind glückliche Enden.

Schon vor einigen Wochen erschienen ist der achte Band der Queen & Country-Reihe, mit dem Titel Operation: Red Panda. Es ist der letzte Band der Reihe, der auf englisch vorliegt, er bringt außerdem die Handlung um die britische Agentin Tara Chace zu einem dramatischen Abschluß.

Wer dieses Blog regelmässig liest, weiss, dass ich die Serie schon eine ganze Weile übersetze. Genauer gesagt irgendwie seit Band eins. Irgendwie? Eigentlich sollte ich den ersten Band ja nur lektorieren. Allerdings erwies sich die vorgelegte Übersetzung dann als in jeder nur denkbaren Hinsicht so schlecht, dass mein Lektorat eine fast komplette Neufassung der Übersetzung darstellt. Im Impressum stehe ich daher auch als Co-Übersetzer, nicht als Lektor.

Mit Queen & Country #1 und (halbwegs zeitgleich) Courtney Crumrin #1 sprang ich ins kalte Wasser des Übersetzens. Natürlich habe ich Fehler gemacht. Nennen wir es Kälteschock. Es gibt ganze Dialogsentenzen, die ich heute anders angehen würde. Und wenn in den ersten zwei Bänden von Queen & Country die Schrift teilweise verdammt klein ist, dann nehme ich das auch auf meine Kappe – ich habe einfach zu lang formuliert für manche Sprechblasen, deren Platz weniger her gab.

Queen & Country 1Queen & Country war eine harte Schule. Es ist vielleicht keine, in die man einen Anfänger schickt. Greg Rucka, der alle acht Bände verfasst hat, ist ein Meister des Dialogs. Seine Sätze sind nicht nur knapp und präzise. Sondern er vermittelt in der Art des Miteinander-Redens auch eine ganze Menge Subtext über die soziale Herkunft und Stellung der Figur und über das Verhältnis der Figuren untereinander. Paul Crocker, Taras Chef, redet anders als Tara, und David Kinney, Crockers Konkurrent beim Inlandsgeheimdienst, anders als die beiden. Und was sie sagen, treibt die Handlung voran. Da darf nichts fehlen.

Am Anfang hat mich diese Dichte und Mehrschichtigkeit häufig hilflos gemacht. Ich sass dann vorm Satz wie das Kaninchen vor der Schlange. Queen & Country, alle acht Bände zusammen, ist für mich eine Biographie des Sich-frei-schwimmens als Übersetzer. Was nicht heisst, dass die frühen Bände schlecht sind. Gerade die Bände vier und fünf enthalten einige Passagen, auf die ich stolz bin. Die den von Greg gewünschten Effekt meiner Meinung nach sehr gut übertragen.

Queen & Country 4Vor allem aber bin ich froh, dass ich es machen konnte. Ich bin froh, dass Stefan Heitzmann als Verleger das durchgezogen hat. Ich bin froh, dass mir dieser Job auch den Job als Übersetzer des inoffiziellen Prequels Whiteout (demnächst im Kino) und dessen Fortsetzung Whiteout: Melt eingebracht hat, verfasst ebenfalls von Greg Rucka.

Und ich geniesse unser perfektes Timing: nur wenige Wochen nach Erscheinen von Operation: Red Panda hat dtv den zweiten Queen & Country-Roman vorgelegt. Ein Job in Taschkent spielt genau im Anschluss an unseren letzten Comic.

Ich hoffe, dass sich in absehbarer Zukunft auch ein Plätzchen für die drei Bände des Serien-Spin-offs Queen & Country: Declassified im Verlagsprogramm findet. Die Hauptserie geht inzwischen in den Winterschlaf. Rucka hat eine Pause bis mindestens 2010 angekündigt. Da sich aber quasi sämtliche seiner eigenen Comicprojekte in den letzten Jahren immer wieder verzögert haben, sollte man diese Zahl nicht so genau nehmen.

Muss man auch nicht. Ich bin mir sicher, dass es noch ein paar Leser gibt, die bodenständige, realistische Agentengeschichten ohne Gimmickbrimborium a la James Bond zu zu schätzen wissen. Auf Amazon lässt sich die Serie so finden. Aber auch jeder Comichändler kann sie beschaffen. Ein Übebrlick über die Serie inklusive ISBN und allen nötigen Informationen findet sich hier auf der Verlagsseite.

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