Mittlerweile relativ stabil halbjährlich erscheint die Comixene – was gar nicht so schlimm wäre, wenn nicht permanent mehr Ausgaben angekündigt wären. So waren für 2009 ursprünglich sechs Ausgaben geplant, inzwischen sind es noch vier. Beide Zahlen erscheinen nach den Takten der letzten Ausgaben des ehemaligen Monatsblattes (!) unwahrscheinlich.

Natürlich spielt auch hier die Wirtschaftskrise eine Rolle, die die Produktion eines solchen Nischenheftes für eine überschaubare Zielgruppe  immr schwieriger macht. Insofern muss man den Durchhaltewillen des Verlages bewundern. Zumal es mit dem Comixene-E-Mail-Newsletter zumindest einen Versuch gibt, die geringer gewordene Schlagzahl der Hefte durch anderweitigen Content aufzufangen.

Nichtsdestotrotz ist das aktuelle Heft von eher durchwachsener Qualität. Wie so viele Comixene-Ausgaben der letzten Jahre hat auch dieses ein Cover, das auf Comicverfilmungen hinweist. Die Montage aus fünf Bildern (The Spirit, Batman, Wolverine, Heroes, Watchmen) lässt sich dabei auch als Historie ehedem geplanter Titelstories lesen, die durch die seltene Erscheinungsweise wegfielen. An ihre Stelle tritt ein allgemeiner Abriss, der sich positiverweise gar nicht erst als Rezension all dieser Filme versteht. Sondern versucht, Themen und Muster der Filme heraus zu arbeiten, und sich dabei auch an so obskurem Material wie Der große Japaner abarbeitet. Dennoch bleibt der Abriss ein wenig an der Oberfläche, ist am Ende eben doch vor allem eine Zusammenfassung vieler Dinge, die in den vergangenen Monaten in Feuilleton und Internet bereits bearbeitet wurden.

Weitere Themen des Heftes sind ein Reisebericht der Moga Mobo-Macher aus Kuba (siehe dazu auch meinen Artikel über Kuba-Comics auf SPON) und eine kurze Analyse aktueller Comicveröffentlichungen über Fidel, Che & Co sowie eine lange Werkschau des hierzulande zuletzt ein wenig in Vergessenheit geratenen französischen Szenaristen Pierre Christin (Valerian & Veronique).

Traurig: auch ein Nachruf auf den Comixene-Gründer Thilo Rex, der Anfang des Jahres verstarb, findet sich im Heft.

Von mir findet sich auf einer ganzen Seite der Artikel Schneewittchen in Auschwitz über das Schicksal von Dina Babbitt, wie ich es bereits im vergangenen Jahr für SPON beschrieb:

COMIC FÜR KZ- KÜNSTLERIN
Schneewittchen in Auschwitz

Dank ihres Talents entkam sie dem Tod: Weil Dina Babbitt Schneewittchen besonders hübsch zeichnete, erkor SS-Arzt Mengele die Jüdin, Porträts seiner Opfer zu malen. Jetzt widmen berühmte US-Zeichner ihrer Geschichte einen Comic – der ihr helfen soll, alle Bilder aus der KZ-Zeit zurückzuerhalten.

Für die Comixene habe ich den Artikel etwas geglättet und aktualisiert. Er erscheint als Vorwort zum Comic über Babbitts Schicksal, der von Neal Adams und Joe Kubert gestaltet wurde und in diesem Heft erstmals in einer deutschen Fassung vorliegt. (Angesichts der Tatsache, dass es sich um die erste Veröffentlichung eines neuen Comics von Neal Adams seit einer gefühlten Ewigkeit handelt, wundert mich freilich, dass die Namen der Zeichner nicht auf dem Cover auftauchen.)

Comixene 105 hat 80 Seiten Umfang und kostet 9,00 €. Sie ist am leichtesten über Comicfachhandel zu beziehen.

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