Stefan Pannor

Teil 2 meines Abrißes zum Gratis Comic Tag. Wie schon Teil 1 erhebt auch diese Ansammlung keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Bitte lesen Sie nach dem Bruch weiter.

Burkhard Ihme
Die grüne Eisbombe (Buch Musik & Film Verlag)

Sympathisches Ligne-claire-Pastiche, mit einem Dutzend Anspielungen auf Herge, Tim & Struppi und gelegentlich auch auf die „Konkurrenz“ Spirou.

Inhaltlich eine anfangs interessante, später im Nichts verpuffende Kriminalgeschichte über einen Mord an einem Comiczeichner, ein Bild, eine schöne Frau und eine Schallplatte. Im Anhang das vorgeblich letzte Werk des fiktiven Comiczeichners, so eine Art Tim & Struppi auf Droge (mit einem sprechenden Auto) – eher LSD als Hasch, wenn man mich fragt. Flüssig zu lesen, nur eben etwas nichtssagend – und dass alle Figuren mit geschlossenen Augen herumrennen, ist doch gewöhnungsbedürftig.

Diverse
Forever (Carlsen)

Wiedersehen macht Freude! Der Band enthält diverse Kurzgeschichten verschiedener Carlsen-Künstler, die mehrheitlich für andere Gelegenheiten entstanden, aber grade darum nicht oder nur schwer aufzutreiben sind. Darunter die Adaption eines Johnny-Cash-Songs, die Reinhard Kleist 2006 für SPIEGEL-Online (auf meinen Wunsch hin) erstellt hat. Ein Flix-Kurzcomic, der bisher nur als Youtube-Video erhältlich war, und eine Kurzgeschichte von Uli Osterle, die der vor fast zehn Jahren für eine Dark-Horse-Anthologie erstellt hat.

Oder kurz: alles verdammt gutes Material, hinreißend, das mal so schön im Print zu haben, und überaus empfehlenswert!

Diverse
Horrorschocker (WeissBlech)

Über Weissblech und Levin Kurio habe ich doch grade erst alles gesagt. 😉

Darum nur kurz: drei Geschichten aus den Horrorschockern, davon zwei Nachdrucke und eine – die erste und beste – ein hervorragendes Garn über, auch wenn das total trashig klingt, ein todbringendes Comicheft, neu gestaltet von Kolja Schäfer – den Namen merk ich mir mal. Hinreißend atmosphärisch, clever gestrickt und sehr kenntnisreich, was Comics und die Comicszene angeht, und in keiner Weise überheblich (obwohl der Stoff geradezu dazu einlädt).

Bonus-Bonus: ein Vorwort-Strip des geldgierigen Verlegers. Lustich!

Mawil
Mendrisio (Reprodukt)

24-Stunden-Comic von Mawil, der sich ansonsten mit längeren Sachen leider etwas rar macht. (Sein letztes Buch ist von 2007? Ist das schon so lange her?) Bewundernswert in der sicheren Strichführung, selbst bei diesen aufgrund des Zeitdruckes noch arg skizzenhaften Zeichnungen. Inhaltlich leider etwas hohl, ein dezent überdehntes Garn über eine Zugreise, eine Femme fatale und Mawils Hasen, irgendwo zwischen James Bond und Ingmar Bergmann (und das meine ich so). Lustig: die Gastauftritte der Reprodukt-Crew. Aber eben auch sehr insiderisch.

Diverse
Zwerchfell a-gogo (Zwerchfell)

Satz des Tages: „Es lohnt nicht immer, Gott zu fragen. Echt nicht.“

Unterm Strich unglaublich tolle Zusammenstellung von diversen Zwerchfell-Künstlern, wobei die Comicstrips herausragen: Die kleinen Mutterficker der Dinters, Naomi Fearns Zuckerfisch, Daniel & Oleg von Roggmann & Ferreira, allesamt mit (noch) nicht in irgendwelchen Büchern enthaltenen Stückchen. Mehr als lohnenswerte Neuentdeckung: Die Zeit & Gott von Aike Arndt, aus dem obiger Satz stammt. Soll im Juni als eigenes Buch kommen, da darf man gespannt sein.

Mit Anna-Maria Jung und Xoth werde ich dagegen immer noch nicht so recht warm, und die Parodien von Baier & Mühlich (diesmal geht es ums Kampfsportgenre) kommen mir weiterhin etwas akademisch, reißbretthaft vor. Aber lustig ist es trotzdem, wenn auch auf eine etwas gewollte Weise.

Trotzdem, unterm Strich kein einziger schlechter Comic in dem Heft. Toll!

Francois Boucq
Und Gott schuf den Comic (Schreiber & Leser)

Inzwischen verdient Boucq sein Geld vor allem damit, fragwürdige Western-Skripte für Jodorowsky umzusetzen.

Dieses Heft enthält diverse Episoden aus seiner, nun sagen wir mal, parodistischen Phase, die sich vor allem in den diversen Horst Katzmeier– bzw. Herr Nachbar-Alben nachlesen läßt. Darunter eine bitterböse Hergé-Hommage, die eigentlich schon keine mehr ist und den Zeichner wie seine Figur Tim mit runtergerissenen Hosen dastehen läßt, eine sarkastische Abhandlung zum Schein über Comics, die unter anderen Umständen vermutlich auch die Anwälte auf den Plan gerufen hätte, und zum Schluß noch ein Handgemenge mit der katholischen Kirche.

Sarkasmus für Fortgeschrittene!

Wie gestern schon: eine Liste aller teilnehmenden Läden findet sich hier.

Teil 3 des Rundown hier.

Teil 2 meines Abrißes zum Gratis Comic Tag. Wie schon Teil 1 erhebt auch diese Ansammlung keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte lesen Sie nach dem Bruch weiter. Burkhard Ihme Die...

This entry was posted on Freitag, Mai 7th, 2010 at 16:47 and is filed under Gelesenes. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Both comments and pings are currently closed.