Jodo goes Verne, Odin goes Conan und Tanatos goes Atom: so sah der Sonntag aus, bildgeschichtentechnisch. Mit Jodorowssky/ Janjetov: ‚Ogregod‘, Jarry/ Bihan: ‚Odin‘, Convard/ Delitte: ‚Tanatos‘.

Jodorowsky/ Janjetov
Ogregod, Band 1: Die Schiffbrüchigen
(Ehapa Comic Collection)

Ich wüsste aus den letzten Jahren keinen Comic von Alejandro Jodorowsky, der mich überzeugt hat. Das liegt nicht nur an seinem fatalen Hang zu Pathos, Kitsch, extremer Gewalt und Sex, sondern mehr noch an seiner meist komplett undifferenzierenden Erzählweise und dem trotz allem trivialen Gemenge seiner Geschichten aus allen Poren rausknietschenden Willen zur Aussage.

Insofern ist der erste Band von „Ogregod“ beinahe eine Offenbarung. In fast ungewohnter Weise nimmt sich die One-Man-Show Jodorowsky zurück, und erzählt eine Geschichte, die vage an Vernes „Zwei Jahre Ferien“ angelehnt ist (und „Die Schule der Robinsons“, ebenfalls Verne, spielt auch mit rein): sechs verzogene Gören, ein Sklave und ein Roboter stranden auf einem Weltraumflug auf einem unbewohnten Planeten und müssen sich da durchschlagen.

Natürlich gibt es trotzdem die Jodo-üblichen Sterndiktatoren einerseits und jede Menge extrem geknechteter Sklaven andererseits – so ganz kann er halt nicht ohne die Trivial-Message, das Blut und Gedärm. Aber das bildet nur den Hintergrundlärm für die eigentliche Geschichte, und die geht ganz okay, nicht zuletzt weil Zoran Janjetov (mit dem Jodorowsky schon an den „Metabaronen“ zusammen arbeitete), einen entspannten, reduzierten und leicht ironischen Stil pflegt, der dem ganzen viel von seiner vermutlich beabsichtigten (Schein-)Schwere nimmt. (Stefan Pannor)

52 S.; € 13,99

Mehr zu Jodorowsky:

  • Pflanze deinen Stachel in mein Loch!
  • Nicolas Jarry/ Ewan Seure-Le Bihan
    Odin, Band 1
    (Ehapa Comic Collection)

    Ohne lange drumrum zu reden: natürlich ist klar, warum dieser Comic gerade jetzt auf deutsch erscheint. Parallel zum Filmstart von „Thor“ nach den Marvel-Comics, der erwartungsgemäß erfolgreich in den Kinos läuft, schwimmt er ein wenig auf der vorhersehbaren Welle nordischer Göttermythen mit. Und Fantasy mit langhaarigen Schwertschwingern geht sowieso immer.

    Erfreulich ist immerhin, dass der Comic sich nicht auf die Bildwelt der Marvel-Comics einlässt. Wo Stan Lee und Jack Kirby die nordischen Götter doch ziemlich verpappt und verpopt haben (und der Film sich recht getreu an deren Vorgaben hält), versuchen der Bretone Bihan und sein Szenarist Jarry zumindest in Ansätzen eine originäre Bildwelt für ihre weitgehend originalgetreue Nacherzählung der nordischen Sagen zu konstruieren.

    Das ist ein wenig halbherzig, weil es einerseits etwas aussieht wie Conan im Fegefeuer, wenn Odin durch die Unterwelt wütet und sich Schlacht an Schlacht reiht. (Für den Plot, der sich recht originalgetreu an die Sagen hält, kann der Autor ja nichts, für Umsetzung und Timing freilich schon.) Andererseits aber die Abfolge der visuell recht herkömmlichen Barbarenfantasy von Illustrationen durchbrochen wird, die sich irgendwo zwischen mittelalterlicher Buchillustrationen und den Studio-Arbeiten von Barry Windsor-Smith und vergleichbaren Siebzigerjahre-Künstlern bewegt. Unausgegoren, aber interessant. (Stefan Pannor)

    64 S.; € 13,99

    Mehr zu Thor:

  • Thor/ Iron Man
  • Convard/ Delitte
    Tanatos, Zweiter Band: Das Geheimnis der Lusitania/ Gefahr über Paris
    (Ehapa Comic Collection)

    Wenig Gutes gab es damals inhaltlich über den ersten Band zu berichten, erschwerend kam die Repro-Qualität hinzu: massenhaft verdruckte, unscharfe Seiten minderten den verbleibenden Rest Lesequalität.

    Nicht nur die Druckqualität im zweiten Band ist besser geworden, allgemein lässt sich sagen, dass der Trend nach oben geht. Natürlich ist vieles immer noch heilloser Humbug, wie etwa die Entwicklung einer Atombombe im Ersten Weltkrieg, und sicher ist die Handlung (und auch der Cliffhanger am Schluß) arg vorhersehbar, hat man sich erst einmal an das Grundprinzip gewöhnt, dass der Schurke stets gewinnt, und wenig originell ist er auch.

    Trotzdem scheinen die diversen Handlungsstränge dieses mal deutlich geschickter ineinander verflochten, ist das Spiel aus Intrige und Gegenintrige etwas komplexer. Nicht zuletzt flicht Convard die realen Ereignisse des Ersten Weltkriegs, insbesondere des endlosen Grabenkampfes, geschickter und dezent pietätvoller ein als in den Vorgängerepisoden: war in den ersten beiden Geschichten der Krieg nur Mittel zum Zweck für eine Schurkengeschichte, ist er hier tatsächlich als grauenhaftes Großereignis präsent.

    Das macht Convard noch nicht zum Tardi, und insgesamt ist „Tanatos“ weiterhin eine viel zu offensichtliche „Fantomas“-Hommage, um wirklich originell zu wirken, und in ihrer Anlehnung an die Vorlage viel zu trivial. Lesbarer als sein Vorgänger ist dieser Band aber allemal, nicht nur wegen der verbesserten Druckqualität. (Stefan Pannor)

    112 S.; € 29,95

    Mehr zu Convard:

  • Vinci
  • One Response to “Sonntagslektüre: Odin goes Conan”

    1. Oliver L. says:

      Hm, vom „Tanatos“ habe ich ja nach Deiner Besprechung vom ersten Band die Finger gelassen. Auch wenn es wohl eine Verbesserung gab, bin ich da doch eher skeptisch. „Meta-Barone“ mochte ich nicht. Vom Jodo lasse ich also auch die Finger. „Odin“ bin ich unentschlossen. Ich hatte ihn schon in der Hand, hab dann aber lieber etwas anderes gekauft. So gut klingt das aber nicht…. :-/