Shazam: das ist Captain Marvel, der aus rechtlichen Gründen nicht so heissen darf, weil er beim Konkurrenten DC erscheint. Jeff Smith („Bone“) hat eine hübsche Miniserie dazu gemacht, die leider immer noch nicht auf Deutsch erschienen ist. Stattdessen: eine Neuerzählung der Origin in Form einer Weihnachtsgeschichte. Passt ja.

Eine Weihnachtsgeschichte im Frühjahr zu veröffentlichen, scheint auf den ersten Blick gewagt. Allerdings ist das, was in diesem Band erscheint, auch im Original eher unfestlich erschienen: die 16 kurzen Kapitel wurden als Anhang über 22 Hefte verteilt publiziert.

Mithin fast zwei Jahre brauchte der amerikanische Leser, um diese, mal wieder, Origin von Shazam zusammenzuhaben. Die hatte Jeff Smith grade erst vor einer Handvoll Jahre deutlich schneller erzählt. Aber das Tempo ist gar nicht das Problem.

Superhelden-Origins sind zu einem nicht geringen Teil Erzählungen über Auserwählte. Im alttestamentarischen Modus steigt eine mystische Kraft herab und sagt zur Figur XY, dass er nun der Superheld Z sei. Oder sie bricht über die Figur herein, in Gammastrahlengewittern. Wenn wir einer Mythologie der Superhelden reden, dann ist das oft ganz wörtlich zu nehmen: Superhelden sind religiöse Figuren.

Das ist hier nicht anders. An Weihnachten, ausgerechnet, kriegt der (ebenfalls: ausgerechnet) Waisenknabe Billy Batson seine Zauberkräfte, die mit dem Begriff Shazam verbunden sind, zugeteilt.

Die Moral ist klar: durch seine Kräfte, und weil er lernt, sich anständig zu benehmen, bekommt Billy an Weihnachten eine neue Familie. Nebenher darf er ein paar Leben retten. Die Geschichte ist so überraschend wie ein vorweihnachtlicher Sonntagnachmittagfilm, mit durchaus ähnlicher, leicht behäbiger Dramaturgie.

Vielleicht weil im Original nur jeden Monat acht Seiten erschienen, die Geschichte also mehr schlecht als recht voranschneckte, wollte Johns es den Lesern so einfach und offensichtlich wie möglich machen. Hier, konzentriert in Buchform, ist es lediglich eine gesammelte Unterforderung des Lesers.

Dabei muss man sagen. Gary Frank erledigt einen aufsehenerregenden, naturalistischen, athmosphärischen und dynamischen Job als Zeichner, es ist großartig anzusehen (auch wenn man die schneereiche Geschichte wohl wirklich besser in der Vorweihnachtszeit liest).

Dennoch: wirklich überzeugend geht anders.

Geoff Johns, Gary Frank: Shazam
Panini Comics, 188 S.; € 16,99

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