Pünktlich zum Start der TV-Serie „Homeland“ erscheint bei Carlsen die Graphic-Novel „The Homeland Directive“, obwohl sie nichts mit der Serie zu tun hat. Ehapa bringt die „Garfield“-Gesamtausgabe auf den aktuellen Stand und Arthur de Pins schließt seine Komödie über einen Zombie-Vergnügungspark ab.
Robert Venditti/ Mike Huddleston
The Homeland Directive
Verblüffend, diesen Comic bei Carlsen erscheinen zu sehen. Waren doch Agententhriller bisher eher die Ägide von Cross Cult, wo auch Robert Vendittis anderer Comic „The Surrogates“ erschienen ist. Allerdings erfolgte die Auslieferung nur eine Woche vor dem deutschen Start der recht erfolgreichen Agenten-TV-Serie „Homeland“ (keine Verbindung zum Comic). Na sowas.
Sieht man einmal vom punktgenauen Timing der Veröffentlichung ab, wirkt die Geschichte wie aus der Zeit gefallen. Ein irgendwie Post-9-11-Paranoia-Thriller um einen von der US-Regierung freigesetzten Virus, diverse gegeneinander agierende US-Behörden und den Versuch, ein allgegenwärtiges Überwachungssystem zu installieren.
Das atmet nicht nur dem Plot nach den Geist der zweiten Bush-Administration aus. Auch in Details („vor sechs Jahren, als der Ostblock in Trümmern lag“) wirkt es verblüffend inaktuell. Das ist wie eine der frühen „24“-Staffeln, nur ohne deren Energie und Wut.
Die hatte Venditti noch nie. Schon „The Surrogates“ war ein sperriges „ich will was großes machen“-Ding. „The Homeland Directive“ möchte gern cleverer Thriller sein, schwimmt aber nur im Fahrwasser älterer Werke. Er nimmt deren Versatzstücke, baut sie so zusammen, dass es hält.
Infolgedessen (und sicher muss man das auch Mike Huddleston als Zeichner anlasten) eher behäbig, mäßig spannend. Statt die Möglichkeiten des Comics zu nutzen, wird versucht die Möglichkeiten des Kinothrillers zu imitieren. Das muss schiefgehen. Tatsächlich enthält der Band keine einzige erinnernswerte grafische Sequenz. Alles verschwimmt in einem rotbraun-schlierenbunt. Eine vergebene Chance.
Carlsen Comics, 152 S.; € 16,90
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Arthur de Pins
Zombilennium
Mit einem Sonderpreis junger Leser wurde de Pins heuer auf dem Erlanger Comicsalon ausgezeichnet, und auch in diesem Blog fand er bereits lobende Erwähnung.
Zurecht, neben seiner signifikanten Computergrafik weiss er vor allem sympathische Figuren zu schreiben und in absurden Situationen zu platzieren.
Wie hier, in seiner auf zwei Bände angelegten Albenreihe über einen Vergnügungspark, der nicht von falschen, sondern wirklich von echten Monstern bevölkert wird. Ein wenig riecht das nach „Monster AG“. Allerdings verwendet de Pins fast durchgängig menschliche Monster, Vampire, Zombies, Mumien.
Die ersten Seiten des ersten Bandes sind die stärksten, mit einer nicht nur slapstickhaften, sondern verwirrend guten zeitlich ineinander verschachtelten Einführung der Hauptfiguren (natürlich muss eine erstmal sterben, ehe sie mitmachen darf). Danach verheddert sich de Pins leider etwas zu lang in einen Monsterfight.
Trotzdem bleibt der erste Band von „Zombilennium“, grade wegen der charakterlich glaubwürdigen Darstellung seiner Außenseiterfiguren und dem gut funktionierenden Timing der Gags, der bessere der Reihe. Im zweiten, jüngst erschienen Teil verheddert sich de Pins dann, lässt aufgegriffene Handlungsstränge liegen und baut einen furchteinflößend konstruierten Doppelgänger-Plot, den man ihm keine Minute lang abnimmt.
Das ist schade, dopelt schade wegen des Potentials mit dem diese Serie gestartet ist.
Ehapa Comic Collection; 2 Bde. á 48 S., 15,00 €
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Diverse
Garfield Gesamtausgabe 17 (Jg. 2010 – 2012)
Als ich 2009 auf SPIEGEL-Online schrieb, „’Garfield‘ ist vermutlich der uninteressanteste populäre Comicstrip der Welt“, gab es nicht wenige Leser, die in mir einen simplen Katzenhasser vermuteten.
Dabei hat Garfield mit einer Katze so viel zu tun wie Snoopy mit einem Hund oder Hobbes mit einem Tiger. Aber „anders als beim ewig agilen Snoopy mit seinen tausend Gesichtern und Rollen oder beim psychologisch unergründlichen Stofftiger Hobbes aus „Calvin & Hobbes“ endet Garfields weltanschaulicher Horizont an der Kante seines Katzenkorbes.“
Daran hat sich auch in den jüngsten Jahrgängen nichts geändert. Es ist erstaunlich (oder auch nicht), dass der Strip mittlerweile inhaltliche Anleihen an den beiden ebenso bizarren wie bizarr erfolgreichen Kinofilmen nimmt, um die Pointenmaschine in Gang zu halten.
Längst hat sich der Strip dabei von der titelgebenden Figur entfernt. Herrchen Jon und dessen Dauerfreundin Liz halten den Strip in Bewegung.Garfields Auftritte, obwohl immer noch zahllos, sind beschämend uninteressant.
Natürlich besteht kein Anlass, daran etwas zu ändern. Der Strip ist ungebrochen erfolgreich, erfolgreicher noch das Merchandise, das sich durch ihn absetzen läßt. Die ewig redundante Formel vom verfressenen Kater hat, gemessen an ihrem Erfolg, keine Änderung nötig.
In jeder anderen Hinsicht freilich ist es ein Trauerspiel.
Ehapa Comic Collection, 320 S.; € 29,90
Juni 7th, 2013 at 12:05
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