Einer von verblüffend vielen Texten der letzten Jahre zum Thema Asterix (weitere Texte finden Sie hier, hier, hier und hier sowie auch noch hier) bzw. zu Albert Uderzo, einem, nun, wie soll ich es sagen …. großartigen Zeichner mit diversen Macken.

Auch dieser Text ist in Teilen eine Zweitverwertung – in dem Fall meines Textes zu Uderzos Autobiographie für SPIEGEL-Online. Bei der Comic Combo finden Sie den Text hier.

Albert Uderzo
… erzählt sein Leben

Albert UderzoAlbert Uderzo zählt zu jenen drei oder vier Zeichnern, die das Bild vom frankobelgischen Comic mehr geprägt haben als alle anderen. Gemeinsam mit René Goscinny kreierte er 1959 Asterix, den renitenten Gallier, und schuf damit den modernen französischen Nationalhelden. Das Ergebnis sind seitdem weit über 300 Millionen verkaufte Exemplare von etwas mehr als dreissig albenlangen Geschichten, 12 Filme und eine schier unüberschaubare Flut an Begleitprodukten. Selbst im sonst eher comicfeindlichen Deutschland verkauft sich jeder neue „Asterix“ vom Fleck weg millionenfach.

Darum all dem gilt Uderzo in Frankreich als Institution. Und als solche hat er seine Autobiografie verfasst, die mit einem Jahr Verzögerung jetzt auch auf deutsch erschienen ist. Darin geht Uderzo die Geschichte seines Lebens, die eigentlich die Geschichte von Entstehung und Ausverkauf einer Popikone ist, ebenso uninspiriert an wie seine letzten „Asterix“-Abenteuer. Seinen italienischen Stammbaum und seine familiäre Herkunft, seine frühen Jahre als unterbezahlter Zeichner und sein Kennenlernen mit Goscinny schildert er in der trockenen Sprache eines Buchhalters.

Es ist auch wenig faktisch erhellendes in diesem Buch, das stets nur an der Oberfläche schabt. Noch einmal wird die Geschichte erzählt, wie Uderzo und Goscinny sich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Asterix ausdenken mussten, weil ihr eigentlich geplanter Comic gekippt werden musste. Wie sie den Gallier als kleinwüchsigen Antihelden kreierten und wie der Erfolg anfangs auf sich warten liess. Alles bereits aus der einschlägigen Sekundärliteratur bekannte Dinge, die Uderzo farblos und nahezu ohne innere Beteiligung schildert.

Dort, wo Uderzo tatsächlich Aufschluss geben könnte, weicht er aus. Von den siebziger bis neunziger Jahren war „Asterix“ Objekt umfangreicher Rechtsstreitigkeiten. Zuerst wurde Uderzo gerichtlich gezwungen, die durch Goscinnys Tod unterbrochene Arbeit am letzten gemeinsamen Album „Asterix bei den Belgiern“ zu Ende zu führen. Später verklagte Uderzo den ehemaligen „Asterix“-Verleger Dargaud und erhielt nach einem spektakulären mehrjährigen Prozess die Rechte an der Figur und den Comics zurück.

Zu Details dieser Prozesse schweigt er sich hier vollständig aus. Ein sehr viel dringenderes Bedürfnis scheint es ihm zu sein, auf die Vorteile des Wehrdienstes für heutige Jugendliche hinzuweisen, in denen er offenbar vor allem randalierende Autoanzünder sieht, und auf die Gefahr, die er in die Ballerspielen sieht. Beide sind Ziel recht zusammenhangloser Attacken in dem Buch, durch die sich der Inhaber einer der größten komischen Hinterlassenschaften Europas zuletzt auch noch erzreaktionärer Schwadroneur erweist. Aber nicht einmal das ist wirklich neu über Uderzo. (stefan pannor)

Ehapa Comic Collection, 288 S.; € 19,95

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