Nach der zwischenzeitlichen Lektüre von Band 3 dieser Serie, The bad Prince, muss ich mein Urteil revidieren. Das formal spannende, eine Fantasy-Serie über Fantasy-Serien, nutzt sich doch verblüffend schnell ab, einfach weil das Thema nicht weiter ausgebaut wird. Jack of Fables bleibt dem simplen „Erzählen über das Erzählen“ verhaftet, ohne neue Perspektiven darauf hinzuzufügen. Der sprühende Witz des – weiterhin empfehlenswerten – ersten Bandes verpufft recht schnell angesichts der Redundanz in Erzählung (Jack auf der Jagd nach Sex und Geld) und Erzählweise (es ist ein Märchen und jeder weiß das).

Bei der Comic Combo ist der Text hier zu finden. Eine auch nicht mehr ganz taufrische Meinung von mir zu Fables findet sich hier.

Bill Willingham/ Matthew Sturges/ Tony Akins
Jack of Fables: Flucht nach vorn

Jack of FablesMit Serien-Spin-Offs ist das immer so eine Sache: in der Regel stellen sie entweder den schalen Aufguss eines erfolgreichen Konzeptes in einer anderen Form dar, oder es mangelt ihnen an einem tragfähigen Konzept über die reine Idee hinaus, aus einer erfolgreichen Serie durch einen Ableger noch mehr Geld heraus zu quetschen.

„Jack of Fables“ trägt schon im Titel, ein Ableger der überaus erfolgreichen Vertigo-Serie „Fables“ zu sein. Vielleicht ist es diese Ehrlichkeit, die die Serie von Anfang an so sympathisch macht. Vielleicht ist es aber auch die Vorstellung, dass weder der beliebteste noch der interessanteste Charakter der Serie für diese Seitenabenteuer gewählt wurde. Jack (der mit der Bohnenstange und dem Riesen) ist egomanisch, sexistisch, selbstverliebt.

„Jack of Fables“ setzt da an, wo er aus der Hauptserie rausgeschmissen wurde, mit dem Ende seines Abenteuers als Produzent in Hollywood. Man muss diese Geschichte nicht kennen, denn sie spielt für das Spin-Off keine weitere Rolle. Ohne den Rückhalt der Fables-Community gerät Jack in die Fänge des Mr. Revise, der eine Art Straflager für Fantasiefiguren betreibt. Sein vordergründiges Ziel ist es, diese Figuren so lange einzusperren, bis sie vergessen sind.

Das ist für den Anfang natürlich ein dämliches Motiv, aber auch völlig egal. Denn Mittelpunkt der Serie ist Jack, der sich selbst für einen großartigen Helden hält, aber eher ein Jack-ass, also ein Esel, ist. Der einen Ausbruch aller Figuren plant, aber an seinem Ego und seiner Selbstüberschätzung scheitert. Und natürlich trotzdem mit heiler Haut davon kommt – fast möchte man es sich anders wünschen, aber dann wäre diese unterhaltsame Serie über ein Arschloch viel zu schnell vorbei.

„Jack of Fables“ greift die Ideen der klassischen Schelmenromane auf, deren Hauptfiguren man auch nicht immer lieb haben konnte, die sich aber dennoch erfolgreich durch die Welt wieselten. Überhaupt, Literatur: anders als bei „Fables“ braucht es schon mehr als nur die Kenntnis des Grimmschen Hausschatzes, um im Kontext der fast-vergessenen-Figuren jeden Querverweis zu erkennen und verstehen.

Und nicht nur Bücher. Der Titel des ersten Bandes, im Original „The (Nearly) Great Escape“, verweist auf den Film „The Great Escape“ (dt. „Gesprengte Ketten“ – leider scheint der Übersetzerin die Anspielung entgangen zu sein), ebenfalls die Geschichte eines nicht all zu glücklichen Ausbruchs aus einem Gefangenlager.

Für US-Leser sind diese Querverweise offenbar zu hart oder zu uninteressant. Die Verkaufszahlen des Ablegers liegen deutlich hinter der Originalserie zurück. Dabei ist „Jack of Fables“ der deutlich innovativere der beiden Titel, oder zumindest der knackigere. (stefan pannor)

Panini Comics; 128 S.; € 14,95

Comments are closed.