Swamp Thing ist wieder da! Mit Star-Autor Alan Moore groß geworden, danach allerdings versandet, hat DC die langlebige Reihe komplett neu gestartet. Heißer Südtstaatenhorror oder Sumpfgeblubber? Außerdem: „Justice League Dark“, die Eso-Eingreiftruppe unter den DC-Superhelden.

Als DC Comics im Herbst 2011 ihr vollständiges Programm neu starteten, wurden die diversen Titel verschiedenen Gruppen zugeteilt. Neben offensichtlichen Zuordnungen wie jener um die diversen mit Superman oder Batman als Figur verknüpften Serien gab es auch ein etwas für sich stehendes Grüppchen von Heften unter dem Obertitel „DC Dark“.

Dazu zählten mehrheitlich Serien, die davor beim Unterlabel Vertigo vollständig losgelöst vom Superhelden-Universum gelaufen waren und jetzt re-integriert wurden. Oder solche, die schon sehr lange, mitunter jahrzehntelang keine eigene Serie mehr hatten. Das waren „Animal Man“, „Frankenstein“, „Swamp Thing“. In jüngster Zeit gesellte sich „Hellblazer“ John Constantine dazu.

Eine etwas seltsame Entscheidung, immerhin war jeder dieser Titel in den letzten zwanzig Jahren ein Flop gewesen oder gar nicht erst erschienen.

Durch die engere Verknüpfung der Serien miteinander und die Einbettung in den größeren DC-Kosmos erhoffte DC sich wohl Synergie-Effekte, die sich positiv auf die Verkaufszahlen auswirken. Nicht zuletzt waren sie ein Spielfeld für erfolgreiche, aber doch thematisch wie stilistisch etwas widerborstige Autoren wie Scott Snyder und Jeff Lemire.

Dass ein guter Plan nicht immer zu einem guten Comic führt, lässt sich am jüngst erschienenen zweiten Band der neuen „Swamp Thing“-Serie beobachten.

„Swamp Thing“ war unter Alan Moore in den Achtzigerjahren zu einem Meisterstück des Social Horror geworden. Nach Moores Abgang war der Titel mit mittendrin abgewürgten Geschichten, durchgewunkenen Autoren und mehrfacher Einstellung allerdings vom Pech verfolgt.

Möglicherweise hat Moore einfach alles zur Figur gesagt, was gesagt werden muss? Scott Snyder, von Stephen King entdecktes Talent und gleichzeitig Autor einiger sehr erfolgreicher Batman-Hefte, versucht gar nicht erst, diese Comics zu übertrumpfen oder der Figur neue Aspekte abzugewinnen.

Mehrheitlich schreibt er eine Gothic-Horror-Serie, die dank großartiger Zeichner wunderbar anzusehen ist, die auch eine durchaus ästhetische morbide Atmosphäre hat, aber im Kern kaum aus etwas anderem besteht als endlosen Kämpfen der Titelfigur gegen matschig-zombiehafte Gegner.

Im vorliegenden Band wird die Serie mit der von Jeff Lemire verfassten „Animal Man“-Serie verknüpft. Lemire ist fraglos der bessere Autor der beiden, insbesondere kann er realistische und kraftvolle Dialoge schreiben, wo Lemire Snyder auf Bedeutungsschwangertum setzt.

Der Band, der Arbeiten beider Autoren enthält, zerfällt in übersättigte Monster-Monologe und Monster-Fights in knalldüsteren Südstaaten-Sumpf-Settings, und kurze Stücke nonchalanter Charakterarbeit Lemires mit dem Sumpfding und Animal Man.

Nicht genug, leider, um den Comic lesenswert zu machen. Es sieht sehr gut aus, nicht zuletzt weil gleich fünf parallel arbeitende Zeichner für Abwechslung sorgen. Aber mittendrin, zwischen verwirrend schönen Sumpfblüten und eklig faszinierenden Monstern, wurde weitgehend die Geschichte vergessen, der erzählerische Biß.

„Swamp Thing“, wie es sich hier darstellt, ist „dark“. Es fließt, stillsicher und atmosphärisch gezeichnet, angenehm dahin. Einen Eindruck darüber hinaus hinterläßt es nicht.

Anders als „Justice League Dark“, deren zweiter Band im Juli erscheint. Die Serie vereint diverse der magischen Figuren des DC-Universums, darunter eben John „Hellblazer“ Constantine, zu einer Art Eso-Eingreiftruppe für Dinge, die unter Dielenbrettern und im Dunkeln hausen.

Das funktioniert, weil Autor Peter Milligan fast alle dieser Figuren bereits bei Vertigo geschrieben hat. Milligan ist ein Moore im Kleinen, seine intelligenten, vielschichtigen und sozial bewußten Comics, grade für Vertigo, zählen zu Unrecht zu den fast vergessenen Perlen der Neunzigerjahre.

Auf vertrautem Gelände schreibt Milligan kleine Charakterstückchen das britische Comic-Urgestein über die Zusammenarbeit von Einzelgängern, pointiert in Dialogarbeit und Figurenführung und, natürlich, dennoch ein lupenreiner Horrorcomic.

Leider kommerziell weniger erfolgreich als „Swamp Thing“, wohl weil grafisch nicht so aufsehenerregend, ist es von beiden der mit Abstand empfehlenswertere Titel.

Swamp Thing: 160 S.; € 16,95
Justice League Dark, 144 S.; € 16,95

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  • 5 Responses to “Aktuelle Comicrezension (230): Swamp Thing vs. Justice League Dark”

    1. Stefan Pannor » Blog Archive » Der Neustart der DC-Superhelden (1) says:

      […] SWAMP THING vs. JUSTICE LEAGUE DARK […]

    2. Stefan Pannor » Blog Archive » Der Neustart der DC-Superhelden (2) says:

      […] SWAMP THING vs. JUSTICE LEAGUE DARK […]

    3. Oliver L. says:

      Den ersten Band von Swampie mochte ich ganz gerne. Klar, nicht auf Moores Level. Habe ich aber auch nicht erwartet. Jedoch besser als ich erwartet habe. Ich habe aber schon vor einer ganzen Weile gehört, dass die Serie sehr schnell abstürzt. Ist dann wohl schon im zweiten Band der Fall. Mal sehen, liegt ja schon hier.

    4. Marco Schacherbauer says:

      Im vorliegenden Band wird die Serie mit der von Jeff Lemire verfassten „Animal Man“-Serie verknüpft. Lemire ist fraglos der bessere Autor der beiden, insbesondere kann er realistische und kraftvolle Dialoge schreiben, wo „Lemire“ auf Bedeutungsschwangertum setzt.

      Das letzte Lemire gehört wohl durch Snyder ersetzt 😉

    5. Stefan says:

      Done. 🙂