Am 11. Mai ist wieder Gratis-Comic-Tag. Wie in jedem Jahr bringe ich vorab ein paar kurze, launische, absolut nicht vollständige und ganz und gar subjektive Besprechungen einzelner Titel.
Joe Daly
Doppeltes Glück mit dem roten Affen (Avant)
Südafrikanische Comics also? Ja, her damit! Joe Daly ist einer der ersten, wenn nicht sogar der erste Comiczeichner aus dem Land, der in deutscher Sprache veröffentlicht wird.
Und ja, der Import hat sich gelohnt. Daly verortet sich tief in der Tradition nordamerikanischer Underground-Comics, Gilbert Shelton, Robert Crumb, vermengt mit einer Prise Hergé, wie sich nicht nur an den im Comic erwähnten Comics erkennen läßt.
Auch der Plot ist natürlich reiner Gilbert Shelton: ein wildes Garn um Kiffer, Exfreundinnen, Drogendealer und einen mittellosen frustrierten Comiczeichner. Sehr selbstironisch und mit vielen kleinen aberwitzigen Spitzen erzählt. Mitunter etwas geschwätzig – aber auch das ist ein verbreitetes Stilmittel früher Underground-Comics.
Eine sympathische Entdeckung.
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Hans-Rudi-Wäscher
Piccolo-Großband (becker-illustrations)
Der Altmeister des westdeutschen Comics in einer auf den ersten Blick verblüffenden Form: drei vollständige Pikkolos von drei Serien im Originalformat übereinander. Man muss das Heft also dreimal vollständig durchblättern, um alle Comics gelesen zu haben.
Wäscher wurde oft kritisiert, weil er als Fließbandzeichner zu einer gewissen Uniformität in Plot und Figurendesign neigte. In großer Menge gelesen ist er tatsächlich ungeniessbar.
In kleiner Auswahl wie hier ist er dagegen verblüffend frisch. Die drei Comics (alles Reißer ohne tieferen Sinn, um Piraten, Schurken, Ritter, Raumfahrer, schöne Frauen) wirken wenig gealtert, auch weil er auf Unsitten wie Gedankenblasen fast vollständig verzichtet.
Schnell rein in den Plot und dann ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen. Harmlose, aber spannende Jugendunterhaltung.
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Diverse
Hägar der Schreckliche (Ehapa Comic Collection)
Da steht zwar Dik Browne drauf. Tatsächlich sind die gesammelten Sonntagsseiten im Heft aus den Jahren 1991 bis 1996. Also aus der Zeit, als der eh noch nie übermäßig brillante Strip unter den Händen von Brownes Erben einen weiteren qualitativen Schritt abwärts nahm.
Dass Browne gerne vormittags mit dem zeichnen fertig war, weil er nachmittags Golf spielte, sieht man, behaupte ich, den meisten seiner Strips an. Es sind relativ generische Gagstrips um ein aus heutiger Sicht veraltend wirkendes Familienbild mit dem männlichen Geldverdiener und der matronenartigen Hausfrau.
Dass die Strips in einer Art fiktiver Wikingerära angesiedelt sind, hilft da auch nichts. Es fehlt den Strips an satirischem Biß, und ähnlich wie bei „Garfield“ werden die Pointen sehr schnell vorhersehbar.
Den Strip nach Brownes Tod zu modernisieren, haben seine Erben unterlassen. Vermutlich zu Recht: der Strip ist immer noch sehr erfolgreich. Aber halt auch kaum interessant, festgefahren im ewigen Witzerbe des Vorfahren. Kann man lesen, aber…
Und wo gibt es diese Hefte? Hier.
Die Artikel zum Gratis-Comic-Tag 2013:
Die Artikel zum Gratis-Comic-Tag 2012:
Die Artikel zum Gratis-Comic-Tag 2011:
Die Artikel zum Gratis-Comic-Tag 2010:
Rezensionen gefördert mit freundlicher Unterstützung der Comic Combo Leipzig.
Mai 9th, 2013 at 15:09
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